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In Luxemburg hat sich die Zahl der über 65-Jährigen innerhalb von 50 Jahren verdreifacht.

In Luxemburg hat sich die Zahl der über 65-Jährigen innerhalb von 50 Jahren verdreifacht. Diese demografische Alterung lässt sich weltweit feststellen und ist in einem deutlichen Rückgang der Geburten- und Sterblichkeitsrate begründet. Um den gesellschaftlichen Auswirkungen eines derartigen Phänomens vorzubeugen, wie beispielsweise Isolation und Einsamkeit, unter denen ältere, nicht länger über die gleichen Fähigkeiten wie früher verfügende Menschen möglicherweise leiden, wurde im Großherzogtum jüngst eine nationale Erhebung unter 500 Personen durchgeführt.

 „Es wurden zwei Ziele verfolgt: Es galt, die Merkmale des Wohnumfelds zu ermitteln, die mit dem Gesundheitszustand älterer Menschen assoziiert werden, aber auch, die Mediations- und Moderationsrolle von körperlicher Aktivität und gesellschaftlicher Teilhabe zu testen“, erläutert Marion Patte, die diese Studie im Rahmen ihrer Doktorarbeit im Fach Geografie an der Université Paris1 Panthéon-Sorbonne und am Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) durchgeführt hat.

Welche Lehren lassen sich aus den ersten luxemburgischen Ergebnissen ziehen?

Die Bedeutung von kundennahen Dienstleistungen und sozialem Zusammenhalt

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der Zugang zu kundennahen Dienstleistungen (Bäcker, Apotheke) und der soziale Zusammenhalt Merkmale sind, die maßgeblich mit einem Altern in Gesundheit in Verbindung gebracht werden. „Altern in Gesundheit wird als Prozess definiert, der es älteren Menschen ermöglicht, möglichst lange gesund und selbständig zu bleiben. Diese Studie basiert auf Antworten auf den Fragebogen LuxCohort über Gesundheitszustand und Grad der Abhängigkeit“, so Marion Patte. 

Bei älteren Menschen, die bei der Auswahl ihres Wohnquartiers sehr viel Wert auf einen einfachen Zugang zu kundennahen Dienstleistungen gelegt haben und gute nachbarschaftliche Beziehungen wahrnehmen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, gesund zu sein und selbständig zu bleiben. In Luxemburg lässt sich zudem ein beachtlicher Unterschied beim Altern in Gesundheit zwischen der Hauptstadt, in der günstigere Bedingungen gegeben sind, und der Südregion des Landes feststellen.

Schutzwirkung von körperlicher Aktivität

Wird jedoch verstärkt einer körperlichen und sozialen Aktivität nachgegangen, scheint der Zusammenhang zwischen den Merkmalen des Wohnquartiers und dem Altern in Gesundheit abzunehmen. „Ältere Menschen werden durch diese Aktivitäten gewissermaßen geschützt“, verdeutlicht Marion Patte. Im Kampf gegen die schädlichen Auswirkungen, die das Wohnumfeld auf die Gesundheit älterer Menschen in Luxemburg haben kann, „bestünde eine Lösung darin, deren körperliche Aktivität, insbesondere den Fußverkehr, zu fördern. Es müsste viel Arbeit geleistet werden, um die Abhängigkeit des Landes vom Auto zu verringern“, fügt Marion Patte hinzu.

Ergebnisse richtig interpretieren

„Aufgrund des Querschnittscharakters des Projekts lässt sich kein Kausalzusammenhang zwischen den Merkmalen des Wohnumfelds und dem Altern in Gesundheit herstellen. Die Daten sind für hypothetische Zwecke verwendbar, nicht jedoch für die Bewertung einer Ursache“, gemahnt Marion Patte. 

Das Ziel eines Querschnittsansatzes besteht darin, die Prävalenz einer Krankheit zu bestimmen und die gesundheitlichen Bedürfnisse einer Population zu einem bestimmten Zeitpunkt zu ermitteln. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Informationen über die Exposition und die Krankheit zu einem Zeitpunkt t. Um die Kausalzusammenhänge beleuchten zu können, wäre eine Längsschnittstudie erforderlich. „Eine Studie also, in der eine Population über längere Zeit überwacht und das Auftreten einer Krankheit in einer Population untersucht wird, deren Exposition sich kontrollieren lässt, sofern sie verzeichnet ist“, führt Marion Patte aus. 

Wie erfolgte die Auswahl der Befragten?

Um ein hohes Maß an Repräsentativität sicherzustellen, erfolgte die Stichprobennahme anhand von 20 sozialräumlichen Schichten, die auf Grundlage anonymer Dateien der Inspection Générale de la Sécurité Sociale (Generalinspektion für soziale Sicherheit) ermittelt wurden. Die 5 räumlichen Schichten (pro Schicht 100 Teilnehmende) bestehen aus der Hauptstadt, Esch-sur-Alzette, den post-industriellen Städten der Region Süd und zwei Stadtrandgebieten (eines mit hohem, eines mit geringem Annehmlichkeitsgrad). Die Population der einzelnen Schichten wird anschließend in zwei Altersgruppen (65-75-Jährige, 75+) und nach Geschlecht unterteilt.

Stadtrandgebieten

Welche Daten werden erfasst? 

Die Zusammenhänge zwischen Umfeld und Gesundheit betreffen eine Vielzahl von Merkmalen und Mechanismen. Um das Verständnis zu erleichtern, ist eine quantitative Methode allein nicht ausreichend. „Ich habe daher eine gemischte Methode gewählt, d. h. eine quantitative Methode mit einer qualitativen Methode kombiniert“, erläutert Marion Patte. 

Zu diesem Zweck wurden die Daten aus dem internationalen Projekt CURHA herangezogen. Sie stammen aus der Teilnahme an einem thematischen Fragebogen, aber auch aus einem interaktiven Fragebogen und dem siebentägigen Einsatz von GPS-Sensoren, die beide Informationen über die Überwachung und die Art der zurückgelegten Strecken der Befragten liefern. Zudem erfolgte eine qualitative Erhebung mit Fragebogen und kommentiertem Parcours im Quartier mit 18 älteren Menschen, die bereits im Rahmen des Projekts CURHA in Luxemburg befragt worden waren. 

Wie werden die Ergebnisse analysiert?

Um die Zusammenhänge zwischen den Umfeldmerkmalen (Zugang zu Dienstleistungen, Image, Fußgängerfreundlichkeit) und dem Gesundheitszustand sowie dem Abhängigkeitsgrad älterer Menschen zu prüfen, wurden multivariate statistische Analysen erstellt. Eine solche Analyse ermöglicht es, Zusammenhänge zwischen einer abhängigen Variablen – in diesem Fall entweder der Gesundheitszustand oder der Abhängigkeitsgrad älterer Menschen – sowie einer oder mehrerer unabhängiger Varianten – in diesem Fall die verschiedenen Umfeldmerkmale – zu kennzeichnen. 

„Ziel war es auch, diese Ergebnisse zu spezifizieren, indem die an diesem Zusammenhang beteiligten Mechanismen und deren Bedeutung mithilfe geeigneter empirischer Methoden analysiert wurden“, so Marion Patte. Mithilfe von Mediationstests lassen sich Vermittler zwischen zwei Faktoren bestimmen: Beeinflusst die Fußgängerfreundlichkeit des Quartiers den Fußverkehr, der selbst Einfluss auf Gesundheit und Abhängigkeitsgrad hat? Moderationstests hingegen überprüfen, ob sich der Zusammenhang zwischen zwei Faktoren in Abhängigkeit eines dritten Faktors ändert: Unterscheidet sich der Zusammenhang zwischen dem Zugang des Quartiers zu kundennahen Dienstleistungen und der Gesundheit älterer Menschen je nach Ausmaß des Fußverkehrs älterer Menschen? 

Einen Beitrag zur Verbesserung der staatlichen Gesundheitspolitik leisten 

„Die Ergebnisse diese Studie ermöglichen ein besseres Verständnis dafür, wie sich die Alterungsbedingungen durch die Gestaltung des Wohnumfelds verbessern lassen“, erklärt Marion Patte. So scheint es sich beim sozialen Zusammenhalt auf Quartiersebene um einen wichtigen Aspekt zu handeln, aufgrund dessen sich die Politik präzise Ziele setzen sollte, um so die soziale Isolation und die Unzulänglichkeit der sozialen Netze zu bekämpfen und die Integration von Neuankömmlingen zu fördern. Um eine bessere Zugänglichkeit zu kundennahen Dienstleistungen zu ermöglichen, könnte eine politische Maßnahme beispielsweise darin bestehen, die Angebotsqualität im Bereich Transportdienstleistungen zu optimieren, was insbesondere einer Bevölkerung mit abnehmender Mobilität zugutekommen würde. 

Die bis dato unveröffentlichten vollständigen Ergebnisse dieser nationalen Studie werden demnächst bei der Verteidigung ihrer Doktorarbeit durch Marion Patte vorgestellt, die Forschung erfolgte im Rahmen des internationalen Projekts CURHA

 

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Autor: Constance Lausecker

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