Neue Erkenntnisse über den Ursprung der Parkinson-Krankheit und eine Untersuchung über Alltagsrassismus gehörten im März 2022 zu den Neuigkeiten aus der Forschung in Luxemburg.
Untersuchung von Zellen des Mittelhirns zum Verständnis der Parkinson-Krankheit
Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB)
Forscher*innen der Universität Luxemburg waren an einer Studie beteiligt, die sich mit der Analyse der verschiedenen Zelltypen im menschlichen Mittelhirn (Mesencephalon) befasste, um ihre Rolle bei der Parkinson-Krankheit zu verstehen. Die Forscher untersuchten postmortale Proben von Patienten mit dieser Krankheit und verglichen sie mit Proben von gesunden Menschen. Mithilfe einer neuen Technik, die als „Einzelkern-RNA-Sequenzierung“ bezeichnet wird, entdeckten sie das Vorhandensein eines Clusters spezifischer Zellen bei den von dieser Krankheit betroffenen Patienten. Sie untersuchten auch nicht-neuronale Zellen, insbesondere Gliazellen (die eine unterstützende Rolle für die Neuronen spielen), und stellten fest, dass diese Zellen im Gehirn von Parkinson-Patienten deutlich häufiger vorhanden sind, was auf ein höheres Entzündungsniveau hindeutet. Dieses Ergebnis bestätigt die wichtige Rolle, die die Neuroinflammation bei dieser Krankheit spielt.
Ein Buch über die Geschichte der CFL (Chemins de fer luxembourgeois)
Luxembourg Center for Contemporary and Digital History (C²DH)
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Société nationale des chemins de fer luxembourgeois hat das C²DH ein Buch über die Geschichte und Entwicklung der CFL-Gruppe veröffentlicht. Das Buch kombiniert Zeugenaussagen, soziologische Analysen und Erinnerungen an wichtige Ereignisse aus zahlreichen schriftlichen, visuellen, audiovisuellen, materiellen und digitalen Dokumenten, die von den Forschern des C²DH ausgewertet wurden. Die Société nationale des chemins de fer luxembourgeois ist eines der symbolträchtigsten Unternehmen Luxemburgs, und ihre Entwicklung ist eng mit der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Geschichte des Landes verbunden.
Die beste Ernährungsform nach Ansicht von Ernährungswissenschaftler
Luxembourg Institute of Health (LIH)
Ein Forscher des LIH hat sich mit einem Forscher der Universität Lothringen zusammengetan, um einen Artikel zu verfassen, in dem die beiden ihre Ansichten über die besten Ernährungsweisen darlegen. Der Artikel, der kostenlos auf nature.com verfügbar ist, enthält einfache, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Tipps, die die Gesundheit verbessern, Krankheiten vorbeugen und zur Erreichung einer optimalen Arbeitsleistung beitragen können. Obwohl sich der Artikel in erster Linie an andere Forscher richtet, sind die Ratschläge auch auf andere Berufe anwendbar. Die Autoren empfehlen u. a., sich abwechslungsreich, mit viel Obst und Gemüse und wenig Fleisch zu ernähren, viel Wasser zu trinken und seine Mahlzeiten bewusster auszuwählen und einzunehmen.
Studie: Online-Umfrage über das Studentenleben in Belval
Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)
Studierende der Universität Luxemburg sind eingeladen, an einer Studie über das tägliche Leben in Belval teilzunehmen, indem sie einen kurzen Online-Fragebogen über ihre Wahrnehmung des Ortes und seiner Umgebung ausfüllen. Die Teilnehmer können sich am Ende des Fragebogens für eine zweite Phase der Studie anmelden, in der sie in eine Diskussionsgruppe eingeladen werden, die sich mit ihrer Beziehung zu ihrem Campus befasst. Das Ziel dieser Studie ist es, zu verstehen, wie die Studierenden mit dem Campus Belval und der Stadt Esch an der Alzette, die sich zunehmend zu einer Studentenstadt entwickelt, interagieren.
Neue Studie über Rassismus in Luxemburg
Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)
Forscher des LISER haben eine landesweite Umfrage durchgeführt, um die Meinung von erwachsenen Einwohner (fast 3.000 Personen) zu Fragen von Rassismus und rassistischer Diskriminierung in ihrem Alltag zu erheben. Parallel zu dieser Umfrage führte das Centre d'étude et de formation interculturelles et sociales (CEFIS) eine qualitative Studie bei Experten und Akteuren durch, die mit möglichen Situationen von Rassismus und Diskriminierung in Verbindung stehen. Beide Strukturen erstellten einen gemeinsamen Bericht, der der Regierung als Grundlage für Entscheidungen und künftige, gezieltere Untersuchungen dienen wird. In dem Bericht wird beispielsweise festgestellt, dass fast 40 % der Teilnehmer*innen der Meinung sind, dass der Rassismus in den letzten fünf Jahren zugenommen hat. Darüber hinaus wird in dem Bericht auch die Schwierigkeit der sozialen Akteure hervorgehoben, Rassismus und Diskriminierung zu identifizieren oder voneinander zu unterscheiden.
Welche Lehren lassen sich aus der Pandemie ziehen, um die Gesellschaft umzugestalten?
STATEC
Jüngste Forschungsergebnisse des STATEC verweisen auf den Neo-Humanismus, eine kulturelle Bewegung, die vorschlägt, das Wohlbefinden des Einzelnen als primäre Messgröße für Lebensqualität und Wohlstand anstelle des BIP in den Vordergrund zu stellen. Die Autoren der Studie schlagen vor, dass die Gesellschaften soziale Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen den Menschen fördern sollten, was zu kollektiven Maßnahmen zur Bewältigung der gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen führen würde. Den Autoren zufolge hat das ausschließliche Streben nach Wirtschaftswachstum den Gesellschaften nicht gut getan und zu einer Reihe von Krisen geführt, die in der COVID-19-Pandemie ihren Höhepunkt gefunden haben. Die Politiker könnten diese Veränderungen heute einleiten, aber sie hängen von den Wähler ab, die immer noch darauf festgelegt sind, Fortschritt in monetären Begriffen zu definieren.
Start von „A Colônia Luxemburguesa“, eines interaktiven, in Luxemburg produzierten Dokumentarfilms
C2DH
Eine interaktive Dokumentation von Dominique Santana, Forscherin am C2DH, nimmt die Zuschauer mit auf eine Entdeckungsreise durch ein Jahrhundert des gemeinsamen industriellen, kulturellen und sozialen Erbes zwischen Luxemburg und Brasilien. Vor 100 Jahren ließen sich Hunderte von luxemburgischen Migranten in Brasilien nieder, um ein riesiges Stahlwerk zu errichten, das der brasilianischen Tochtergesellschaft der Arcelor-Mittal-Gruppe (damals ARBED) gehörte. Die Premiere des Dokumentarfilms in Luxemburg fand Anfang März im Rahmen der Feierlichkeiten zu Esch 2022 in Anwesenheit des Großherzogs statt.
Universität beteiligt sich mit sechs innovativen Projekten an den Feierlichkeiten zu Esch 2022
Forscher der Universität haben mit Projekten, die unter dem Motto „REMIX Esch“ Kunst, Wissenschaft und Forschung miteinander verbinden, zu den Feierlichkeiten von Esch 2022 beigetragen. Diese Projekte zeugen vom Engagement der Universität in der Zivilgesellschaft durch Innovation, Forschung, Lehre und ihre Beteiligung am gesellschaftlichen Wandel. Eines der Projekte heißt ‚Kleines Haus‘: Architekte und Ingenieure der Universität bauten auf der Grundlage eines zirkulären Ansatzes ein 100 m2 großes Haus. Ein anderes Projekt stützt sich auf Disziplinen wie Fotografie und Geografie, um die Verbundenheit der Bewohner von Belval mit den Grenzregionen zu untersuchen. Alle diese Projekte können während des gesamten Jahres besichtigt werden.
Autor: Lilia Hassouna
Editor: Michèle Weber (FNR)
Fotos: Maison, maladie de Parkinson (Pixabay), sidérurgie (Flickr), train CFL (wikimedia)