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Fake News und Politik in den USA
Im Moment schlägt hier ein Buch hohe Wellen: „A Higher Loyalty - Truth, Lies and Leadership“ von James Comey. Comey war bis Mai 2017 Direktor des FBI. Dann hat Trump ihn gefeuert, weil Comey hartnäckig und unbeugsam die Verbindungen von Trumps Wahlkampfteam zu Russland untersucht hat. Dabei hatte er herausgefunden, dass Mike Flynn, der Sicherheitsberater des Präsidenten, sich während des Wahlkampfes mehrfach mit dem russischen Botschafter getroffen hatte, dies aber gegenüber dem FBI lange Zeit abstritt. Schliesslich verlor Flynn deshalb seinen Job. Comey, der dem Druck Trumps nicht nachgeben wollte, die Untersuchungen einzustellen, wurde dann von Trump gefeuert. Comeys Buch versucht darzulegen, dass in einer Demokratie Wahrheit vor Parteizugehörigkeit gehen muss. Fakten anstelle von Fake News.
Wissenschaft und Wahrheit
Eigentlich will ich an dieser Stelle über Wissenschaft schreiben, um Menschen, die nicht in der Wissenschaft arbeiten, an dieser faszinierenden Welt teilnehmen zu lassen. Comeys Buch ist aber ein guter Anlass darauf hinzuweisen, dass auch die Wissenschaft sich immer wieder erinnern muss, streng bei der Wahrheit zu bleiben. Wenn wir bei einer wissenschaftlichen Fragestellung nicht genug wissen, um mit Sicherheit Ursachen zu erkennen oder Mechanismen zu erklären, dann ist es wichtig, das deutlich zu sagen. Niemand darf sich „Fakten ausdenken“, nur weil er ein anderes Ergebnis bevorzugen würde. Trotzdem: Auch die Wissenschaft kämpft immer wieder mit gefälschten oder geschönten Daten. Zum Glück gilt hier das Prinzip: Bestand haben nur Ergebnisse, die von anderen Wissenschaftlern in eigenen Experimenten überprüfbar sind.
Misstrauen gegenüber Politik, Medien und Wissenschaft
Was wir im Moment beobachten – leider nicht nur in den USA – gibt Anlass zur Sorge: So genannte alternative Fakten werden zunehmend als angeblich gültige Argumente in politische und gesellschaftliche Diskussionen eingebracht. Das gelingt, weil es in unserer komplexen Welt oft sehr schwer ist, den Wahrheitsgehalt von Argumenten zu überprüfen. Aus Facebook wird dann Fakebook. Wachsendes Misstrauen nicht nur gegenüber der Politik, sondern auch gegenüber den Medien und an vielen Stellen auch gegenüber der Wissenschaft ist das Ergebnis.
Mein letzter längerer USA-Aufenthalt fiel in die Zeit, als Obama gerade zum Präsidenten gewählt war und sich seine Berater aussuchte. Ich war damals am Broad-Institut in Boston, und dessen Leiter, Eric Lander, wurde wissenschaftlicher Berater von Barack Obama. Lander ist einer der weltweit führenden Wissenschaftler im Bereich der Genomforschung.
Die Berater, die sich Donald Trump ausgesucht hat, haben dieses Kompliment leider nicht verdient. Wissenschaft und damit der Versuch, die Wahrheit herauszufinden, spielen in der Politik der USA im Moment keine Rolle. Kein gutes Konzept für die Zukunft einer Wissensgesellschaft.
Autor: Rudi Balling
Editor: Melanie Reuter (FNR)
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Rudi Balling, Direktor des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine an der Universität Luxemburg, legt bis zum Herbst ein Sabbatical ein. Diese Auszeit nutzt der 64 Jährige für einen Forschungsaufenthalt in den USA, mit finanzieller Unterstützung des INTER Mobility Fördermittels des Fonds National de la Recherche (FNR). In dieser Kolumne berichtet er alle zwei Wochen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen. Die Kolumne wurde ursprünglich im Luxemburger Wort veröffentlicht und ist hier mit freundlicher Genehmigung des Luxemburger Worts und der Universität Luxemburg reproduziert.