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Gestern fragte mich ein Bekannter, wie es uns hier in San Diego geht. Meine Antwort: „Sehr gut. Nur das Wetter ist etwas langweilig: Immer schön“. Aber Spaß beiseite. Es gibt wohl wenige Orte in der Welt, an denen man die Klimaveränderungen so drastisch erlebt, wie in Kalifornien.
Da wo wir wohnen, in La Jolla, direkt am Pazifischen Ozean, ist die Welt noch in Ordnung. Aber nur 200 Kilometer nördlich, in der Nähe von Los Angeles und San Francisco, brechen jedes Jahr verheerende Waldbrände aus. Gibt es doch einmal Regen, dann begraben Schlammlawinen Häuser und Straßen unter sich. Im Landesinneren von Kalifornien verbrennt einem die Sonne schneller die Haut, als man Sonnenschutzcreme auftragen kann.
Computer lernen und machen Vorhersagen
Seit über 15 Jahren entwickeln Wissenschaftler an der kalifornischen Universität Berkeley und an anderen Universitäten Computermodelle, die die langfristigen Klimaveränderungen und deren Einfluss auf die Umwelt berechnen. Diese Vorhersagen stimmen jetzt in erschreckender Weise mit der Realität überein.
Die Computerberechnungen beruhen auf neuen Methoden, die man als Künstliche Intelligenz oder Maschinelles Lernen bezeichnet: Die Computer werden mit Millionen von Daten „gefüttert“, lernen Muster von Zusammenhängen erkennen und können dann für neue Zusammenhänge erstaunlich gute Vorhersagen machen.
Künstliche Intelligenz und Machinelles Lernen in der Medizin
Diese Methoden wollen wir jetzt auch für die moderne Medizin einsetzen. Die Hoffnung ist, dass wir auf der Basis einer individuellen Genomsequenzierung das am besten geeignete Medikament für einen bestimmten Patienten aussuchen können. Oder dass wir schon Jahre vor Ausbruch einer Krankheit vorhersagen können, wer besonders gefährdet ist und deshalb an einem Vorsorgeprogramm teilnehmen sollte.
Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen halten Einzug in die Medizin. Kalifornien ist bei dieser Entwicklung ganz vorn mit dabei. Ich allerdings habe das Wetter hier zum Anlass genommen, mir erstmal ein „non-smart device“ für die persönliche Krankheits-Prävention zu besorgen: ein gebrauchtes Fahrrad! Damit fahre ich jetzt jeden Tag 15 Kilometer: Morgens zum Scripps-Institut und abends wieder heim. Regenkleidung brauche ich nicht.
Autor: Rudi Balling
Foto © STSI (Der Campus des Scripps-Forschungsinstituts)
Rudi Balling Direktor des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine legt bis zum Herbst ein Sabbatical ein. Diese akademische „Auszeit“ nutzt der 64 Jährige für einen Forschungsaufenthalt in den USA, mit finanzieller Unterstützung des INTER Mobility Fördermittels des Fonds National de la Recherche (FNR). In dieser Kolumne berichtet er alle zwei Wochen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen. Die Kolumne wurde ursprünglich im Luxemburger Wort veröffentlicht und ist hier mit freundlicher Genehmigung des Luxemburger Worts und der Universität Luxemburg reproduziert.