© STSI, scienceRELATIONS
Mein erster Tag am Scripps-Forschungsinstitut, genauer am Scripps Translational Science Institute, kurz STSI. Das STSI liegt in La Jolla, einem Stadtteil San Diegos, fast direkt am Meer. Nur ein Golfplatz trennt Strand und Institutsgelände. Es gibt schlimmere Orte zum Arbeiten! Die Menschen, die hier forschen, nehmen von der Lage allerdings kaum Notiz, wie mir schnell klar wird.
„Systembiologie-Experte“ aus Luxemburg trifft aufTop-Liga der Biomedizin
Eric Topol, der Leiter des STSI, eröffnet die erste Institutssitzung, an der ich teilnehme, und stellt mich als den „Systembiologie-Experten“ aus Luxemburg vor. In wenigen Sätzen erzähle ich, warum ich am STSI mein Sabbatical mache: Komplexe Erkrankungen wie Parkinson oder Diabetes besser verstehen; neue Methoden kennenlernen, wie man die Zusammenhänge zwischen den Krankheiten untersuchen kann; den Einfluss der Digitalisierung auf die Medizin von morgen erforschen.
Anschließend spüre ich, dass manche der Wissenschaftler neugierig sind und gern rausfinden wollen, wie sie mit mir gemeinsame Projekte starten können. Andere haben keine Zeit – oder keine Zeit zu verlieren. Hier am STSI forscht die Top-Liga der Biomedizin. Zeit ist knapp, denn die Konkurrenz schläft nicht. Forschen, Forschungsgelder beantragen, Ergebnisse veröffentlichen. „Publish or perish“, veröffentliche oder geh unter, das ist das harte Motto. Kein Blick auf das Panorama vor dem Institut, freundlich-distanziertes Abwarten gegenüber dem Kollegen aus Europa.
Es gilt Initiative zu ergreifen!
Es ist gut, dass ich nicht das erste Mal auf einem Forschungsaufenthalt in Amerika bin. Hier muss man selbst die Initiative ergreifen. Für mich heißt das, einen persönlichen Draht zu den Kollegen zu finden, um sie vom Nutzen einer Kooperation mit dem LCSB und Luxemburg zu überzeugen. Mein Job der nächsten Tage: Gespräche führen!
Autor: Rudi Balling (LCSB)
Fotos: links oben das Scripps-Forschungsinstitut in San Diego (© STSI), links unten der Campus des Scripps-Instituts (© STSI), rechts Rudi Balling (© scienceRELATIONS)
Rudi Balling Direktor des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine legt bis zum Herbst ein Sabbatical ein. Diese Auszeit nutzt der 64 Jährige für einen Forschungsaufenthalt in den USA, mit finanzieller Unterstützung des INTER Mobility Fördermittels des Fonds National de la Recherche (FNR). In dieser Kolumne berichtet er alle zwei Wochen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen. Die Kolumne wurde ursprünglich im Luxemburger Wort veröffentlicht und ist hier mit freundlicher Genehmigung des Luxemburger Worts und der Universität Luxemburg reproduziert.