(C) André Melzer

Kupplung kommen lassen, Gas geben und los: Mit 160 km/h in die enge Linkskurve, der Wagen schlittert. Weiter Vollgas - ein blauer Rennwagen wird von der Fahrbahn gerammt, überschlägt sich dreimal und ist aus dem Rennen. Wie gebannt starrt der Spieler auf den Computermonitor. Würde er auch im wahren Leben so Auto fahren?

Ganz so schlimm sicher nicht...aber dass solche Risiko verherrlichenden Rennspiele doch gewisse schlechte Auswirkungen auf das wahre Fahrverhalten haben, wurde laut Dr. André Melzer von der Uni Luxemburg bereits in mehreren Studien belegt. Die Frage, ob jemand Rennspiele spielt, ist mittlerweile bei der Vergabe von neuen Autoversicherungen Standard.

MExLab: Computerspiele für die Wissenschaft

Melzer lehrt Psychologie und leitet das Medien- und Experimentallabor (MExLab) der Uni Luxemburg, in dem sich auch die oben beschriebene Renn-Szene abgespielt hat. Denn dieser Spieler raste im Rahmen einer Semesterarbeit durch die virtuelle Landschaft des FlatOut2-Spiels.

„Im Laufe unseres experimentalpsychologischen Praktikums müssen die Studenten ihre erste eigene experimentelle Studie selber ausarbeiten, durchführen und anschließend einem Fachpublikum präsentieren“, erklärt Melzer.

Eine der insgesamt drei Studentengruppen wollte dabei herausfinden, ob Rennspiele aggressionssteigernde Wirkung haben, und ob Gewalt verherrlichende Videospiele unsere Risikobereitschaft steigern. Zu diesem Zweck verglichen die Studenten die Effekte vom Rennspiel FlatOut2 mit Grand Theft Auto, einem gewalthaltigen Videospiel.

Die Teilnehmer ihrer Studie wurden mittels mehrerer Methoden getestet. Blutdruckmessungen vor und nach dem Spiel gaben Auskunft über den Erregungszustand der Spieler; zusätzlich wurde die Risikobereitschaft in realistischen Verkehrssituationen ermittelt.

Ein bedeutsames Ergebnis der Studie war, dass Risikobereitschaft und Aggressivität im wahren Leben sehr stark von der Persönlichkeit des Spielers und eher weniger vom Spiel abhängen. Rennspiele verwandeln also keine Angsthasen in verwegene Abenteurer, sie erhöhen höchstens die Risikobereitschaft in einem Menschen, der sowieso den Kick sucht.

Praktische Erfahrung für die Forscher von morgen

„Experimentalpsychologie ist schwierig und es gibt immer Rückschläge bei empirischen Arbeiten“, äußert Melzer. Mehrere Hypothesen der Studierenden konnten entgegen ihrer Erwartungen nicht bestätigt werden; zum Teil könnte dies am Entwurf der Studie gelegen haben – aus diesen Fehlern haben die Studenten nun gelernt.

Wichtig am Experimentalpraktikum ist nämlich nicht allein das wissenschaftliche Ergebnis, sondern auch die gesammelte Erfahrung. „Die Studierenden lernen nicht nur, wie man eine Untersuchung macht und präsentiert, sondern auch, was alles zu berücksichtigen ist und schiefgehen kann.“

Autor: Liza Glesener

Foto: ©André Melzer

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