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Eine SARS-CoV-2-Infektion kann zu gesundheitlichen Langzeitfolgen führen, was gemeinhin als „Long Covid“ bezeichnet wird. In zahlreichen Studien wurde festgestellt, dass ein großer Teil der Menschen, die Covid-19 hatten, noch Monate nach der Infektion an Symptomen leidet.

Das Phänomen des Long Covid ist jedoch nur unzureichend bekannt, und seine Häufigkeit lässt sich nur sehr schwer abschätzen. Es handelt sich um einen komplexen medizinischen Zustand, für den es keine Therapie gibt. Ärzt*innen können nur die Symptome, nicht aber die Ursachen behandeln, ohne immer eine Aussicht auf Heilung bieten zu können. Viele Betroffene fühlen sich auch missverstanden, da ihr Zustand oft erst spät erkannt wird.

Long Covid stellt für viele Menschen eine diffuse Bedrohung dar. Während sich nicht zur Risikogruppe gehörende Geimpfte vor einem Krankenhausaufenthalt relativ sicher fühlen, können sie befürchten, dass eine Infektion bei ihnen selbst, ihren Angehörigen oder noch ungeimpften Kindern Long Covid mit physischen und psychischen Problemen nach sich zieht, die mehrere Monate oder noch länger andauern.

Es wird geschätzt, dass 10 bis 30 % der Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren, anschließend an Long Covid leiden. Wenn man diese Zahl auf die positiv getesteten Personen in Luxemburg anwendet (fast 100.000 oder genauer 95.759 Stand 15. Dezember 2021), sprechen wir von zwischen 10.000 und 30.000 Betroffenen. Allerdings handelt es sich hier wie auch anderswo um grobe Schätzungen. Große Studien mit mehreren tausend Teilnehmer*innen werden genauere Erkenntnisse liefern, insbesondere das Projekt Con-Vince, das im Frühjahr 2020 gestartet wurde, und das Projekt Covalux, das für Anfang 2022 geplant ist.

Der vorliegende Artikel fasst die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Long Covid zusammen, insbesondere zu den Symptomen, der Häufigkeit und den gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen.

Zusammenfassung

  • Long Covid betrifft wahrscheinlich 10 bis 30 % der Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren.
  • Kinder scheinen weniger betroffen zu sein, ihre Wahrscheinlichkeit, an Long Covid zu erkranken, liegt bei etwa ein paar Prozent.
  • Ein Krankenhausaufenthalt und eine intensivmedizinische Behandlung erhöhen eindeutig das Risiko für Long Covid, aber es betrifft auch Menschen mit mildem Verlauf, die Covid-19 hatten, ohne ins Krankenhaus zu müssen.
  • Die Betroffenen leiden vor allem an Erschöpfung, Kurzatmigkeit oder Gelenkschmerzen. Auch Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten können auftreten.
  • Long Covid kann verschiedene Ursachen haben, z. B. eine Überreaktion des Immunsystems oder die Folgen einer Intubation auf der Intensivstation.
  • Es ist wahrscheinlich, dass die Impfung das Risiko für Long Covid reduziert.
  • Viele Betroffene fühlen sich wenig anerkannt.
  • Es ist dringend erforderlich, diese Erkrankung besser zu erforschen und Leitlinien zu erstellen, um die Behandlung zu verbessern und alle Angehörigen der Gesundheitsberufe zu informieren.

Ein Virus, mehrere Krankheiten

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann sehr unterschiedliche Folgen haben. Manchmal verläuft sie völlig asymptomatisch, sodass die Betroffenen gar nicht merken, dass sie sich infiziert haben. In anderen Fällen geht die Covid-19-Erkrankung mit ganz konkreten Problemen einher, wie einem grippeähnlichen Zustand (Erschöpfung, Fieber, Husten, Gelenkschmerzen) und vor allem Atembeschwerden. Die Krankheit kann zu einem Krankenhausaufenthalt oder sogar zu einer Intubation auf der Intensivstation führen.

Nach dieser akuten Phase erholen sich manche Erkrankte und nehmen ihr normales Leben wieder auf. Bei anderen ist die Covid-19-Erkrankung damit jedoch nicht zu Ende. Sie verursacht Symptome, die Monate oder sogar noch länger anhalten.

Dies wird gemeinhin als Long Covid bezeichnet. Es waren zunächst die Betroffenen selbst, die seit Beginn der Epidemie auf dieses Problem aufmerksam gemacht haben. Eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Studien hat seither bestätigt, dass ein erheblicher Teil der Covid-19-Patient*innen davon betroffen ist – Schätzungen gehen von 10 bis 30 % der ehemals Erkrankten aus.

Welche gesundheitlichen Probleme verursacht Long Covid?

Long Covid kann eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen. In einigen Studien wird von 50 oder mehr Symptomen ausgegangen.

Die häufigsten Probleme sind tiefe Erschöpfung, Atembeschwerden, Gelenkschmerzen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen sowie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme („Gehirnnebel“). Es ist zu beachten, dass das englische Wort „fatigue“ im Deutschen nicht einer einfachen Müdigkeit entspricht, sondern einen anhaltenden Zustand der täglichen Erschöpfung beschreibt, der auch nach Ruhe nicht verschwindet. Viele von Long Covid Betroffene leiden unter einem Zustand, der dem des chronischen Erschöpfungssyndroms ähnelt, einer Erkrankung, die stark beeinträchtigt und bestimmte tägliche Aufgaben unmöglich macht.

Eine der größten verfügbaren wissenschaftlichen Studien schätzt daher die Häufigkeit der Hauptsymptome von Long Covid wie folgt:

  • Erschöpfung tritt bei etwa einem Viertel der an Covid-19 Erkrankten auf.
  • Atembeschwerden treten bei etwa einem Siebtel der Betroffenen auf. Die gleiche Prävalenz gilt für Schlafstörungen, Gelenkschmerzen und Gedächtnisprobleme.
  • Etwa jeder Zehnte hatte Angstzustände oder Depressionen, Konzentrationsschwierigkeiten oder einen Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns.

Diese Zahlen beziehen sich auf Menschen, die Covid-19 hatten, egal ob mit schwerem oder leichtem Verlauf. Sie sind höher für Personen, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden.

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Long-Covid-Symptome sind nicht immer auf Covid-19 zurückzuführen.

Eine große Schwierigkeit bei der statistischen Untersuchung von Long Covid besteht darin, festzustellen, ob die beobachteten oder in einem Fragebogen berichteten Symptome tatsächlich auf Folgeerscheinungen von Covid-19 zurückzuführen sind oder ob sie im Gegenteil auch von anderen Faktoren herrühren könnten. Im Falle des am häufigsten auftretenden Symptoms, der Erschöpfung, ist es manchmal schwierig zu bestimmen, ob andere Erklärungen für eine Erschöpfung wahrscheinlich sind, insbesondere die globalen Auswirkungen der Pandemie.

Die meisten Studien berechnen die Häufigkeit von Long-Covid-Symptomen, indem sie nur Menschen einbeziehen, die zuvor positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Einige der Symptome hätten jedoch tatsächlich auch in einer großen Population beobachtet werden können, die noch nie infiziert war. Dieses Phänomen wird in Arbeiten sichtbar, in denen die Häufigkeit von Symptomen bei Personen, die Covid-19 hatten, mit Personen verglichen wird, die seronegativ waren, d. h. bei denen keine Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden konnten. Einige Arbeiten berichten von sehr ähnlichen Prävalenzen bei seropositiven und seronegativen Personen, was darauf hindeutet, dass die Symptome von Long Covid auch in Populationen vorkommen, die kein Covid-19 hatten. Einige Long-Covid-Symptome – der Verlust des Geruchssinns, eine eingeschränkte Lungenfunktion oder auch Tachykardie – sind jedoch in der Allgemeinbevölkerung nicht üblich.

Erschwerend kommt hinzu, dass ein negativer PCR- oder Antikörpertest nicht unbedingt eine frühere Infektion ausschließt: Der PCR-Test kann zum falschen Zeitpunkt durchgeführt worden sein, und die Antikörperkonzentration sinkt bei Geheilten (wie bei Geimpften) allmählich ab und kann so weit reduziert werden, dass sie im Labor nicht mehr nachweisbar ist. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass eine seronegative Person in der Vergangenheit in Wirklichkeit mit SARS-CoV-2 infiziert war. So könnte das Vorhandensein von Long-Covid-Symptomen bei diesen „falsch-negativen“ Personen in diesen Fällen mit einem alten, nicht nachgewiesenen Covid-19 zusammenhängen, was die Prävalenz von Long Covid erhöhen würde.

Es gibt Zwischenfälle, in denen sich durch Covid-19 bereits bestehende Erkrankungen verschlechtert haben und die nach den verwendeten Kriterien als Long Covid angesehen werden können – oder auch nicht. In solchen Fällen ist es schwierig zu entwirren, ob ein Symptom nur, teilweise oder gar nicht auf die Infektion zurückzuführen ist.

Zwischen den Auswirkungen des Virus und der Pandemie unterscheiden

Die Covid-19-Pandemie hat starke Auswirkungen auf die Bevölkerung, selbst wenn keine Infektion vorliegt. Wir können eindeutig unter dem Stress leiden, der dadurch entsteht, dass wir selbst oder unsere Angehörigen über einen längeren Zeitraum Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind. Auch die Auswirkungen der Maßnahmen, die gegen die Ausbreitung des Virus ergriffen wurden, können uns belasten, insbesondere die Isolation und Quarantäne, wirtschaftliche und berufliche Unsicherheiten, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder in der Familie sowie die Polarisierung der Gesellschaft. Ein psychisches Unwohlsein kann sich auch auf die körperliche Gesundheit auswirken. Während Ärzt*innen die verschiedenen Ursachen der Symptome bei ihren Patient*innen entwirren können, sind epidemiologische Studien dazu nicht immer in der Lage.

Können die Symptome auch nach einer vollständigen Heilung von Covid-19 auftreten?

Das ist durchaus möglich. In einer Studie wurde festgestellt, dass bei einem Viertel der Long-Covid-Fälle die Symptome erst drei Monate oder länger nach der Infektion auftraten. Das ist verständlich, wenn es sich um Symptome wie Depressionen handelt, die sich nach und nach entwickeln können. In den meisten Fällen verschwinden die während der akuten Covid-19-Infektion erlebten Gesundheitsprobleme jedoch nicht, sondern bleiben bestehen.

Wie viele Menschen sind von Long Covid betroffen?

Unter den ehemaligen Covid-19-Patient*innen scheint zwischen einem Zehntel und einem Drittel von Long Covid betroffen zu sein. Die britische Regierung gibt beispielsweise eine Prävalenz von 10 % an, die Schweizer Behörden 20 % und eine Studie des Imperial College London etwa 30 %.

Die in diesem Artikel genannten Zahlen stammen hauptsächlich aus den Prävalenzen, die in einer Metaanalyse von 40 Studien erhoben wurden, in der die Daten von fast einer Million Menschen gesammelt wurden. Wir weisen darauf hin, dass es sich hierbei nur um grobe Schätzungen handelt, welche die Ergebnisse teilweise voneinander abweichender Studien zusammenfassen.

Unter allen Covid-19-Patient*innen betrug die niedrigste Long-Covid-Prävalenz, die in den großen Studien berichtet wurde, etwa 10 %, die höchste Prävalenz 60 % und der Durchschnitt etwa 35 %. Unter den Covid-19-Patient*innen, die stationär behandelt wurden, lagen die Long-Covid-Prävalenzen zwischen 25 und 80 %, mit einem Mittelwert von 55 %.

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Unvollständiges Wissen

Es ist schwierig, das Auftreten eines Long-Covid-Symptoms mit Sicherheit einer vorherigen Covid-19-Episode oder einer SARS-CoV-2-Infektion zuzuordnen, wie es einige epidemiologische Studien tun. Aus diesem Grund kann die Häufigkeit von Long Covid und seinen Symptomen noch nicht genau bestimmt werden.

Die Wissenschaft ist sich noch nicht über die Prävalenz von Long Covid einig. Studien zu dieser Erkrankung werden regelmäßig veröffentlicht. Sie werden in einer wachsenden Zahl von Arbeiten – bislang etwa zehn – zusammengefasst, die als systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen bezeichnet werden und aus denen durchschnittliche Prävalenzen extrahiert werden. Diese Arbeiten kommen jedoch oft zu unterschiedlichen Ergebnissen, vor allem aufgrund der unterschiedlichen Kriterien, die sie für die Aufnahme oder den Ausschluss der zusammengestellten Studien anwenden.

Es gibt verschiedene Arten von Prävalenzen. Eine Prävalenz kann den Anteil der Personen mit Long Covid unter den Personen beschreiben, die nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, unter den Personen, die krank waren, aber nicht stationär behandelt wurden, unter allen Personen mit Covid-19, wobei nicht unterschieden wird, ob sie ins Krankenhaus eingeliefert wurden oder nicht, oder unter Infizierten mit Symptomen oder ohne Symptome.

Wie hoch ist das Risiko bei Kindern?

Die wenigen Studien, die bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt wurden, zeigen mit Werten zwischen 2 und 4,5 % eine deutlich geringere Prävalenz als bei Erwachsenen. Das relative Risiko für Long Covid pro infizierter Person ist daher bei Kindern höchstwahrscheinlich deutlich geringer als bei Erwachsenen. Seine Auswirkungen auf Kinder in absoluten Zahlen könnten jedoch erheblich sein, da das Virus bis zum Abflauen der Epidemie eine sehr große Anzahl von Kindern infiziert haben wird. Gründe dafür sind vor allem die starke Verbreitung von SARS-CoV-2 in den Schulen und die Verzögerungen bei den Genehmigungen für die Kinderimpfungen.

Ist Long Covid nach einem schweren Krankheitsverlauf wahrscheinlicher?

Wahrscheinlich ist dies so. Die meisten Analysen berichten von höheren Prävalenzen bei Infizierten, die stationär behandelt werden mussten. Eine Studie schätzt beispielsweise, dass das Long-Covid-Risiko bei Personen, die einen schweren Fall von Covid-19 hatten, um etwa 70 % erhöht ist. Diese Daten legen nahe, dass ein schwerer Covid-19-Verlauf mit größerer Wahrscheinlichkeit Long Covid verursacht als eine weniger schwere Infektion. Es wäre relativ logisch, dass eine schwere Erkrankung das Risiko von mittel- bis langfristigen Folgeerkrankungen erhöht.

Es ist wichtig, zwischen verschiedenen Long-Covid-Arten zu unterscheiden. Beispielsweise waren Personen, die intensivmedizinisch behandelt wurden, extrem krank oder sogar dem Tod nahe und mussten künstlich beatmet werden, ein für den Körper sehr belastendes Verfahren. In diesen Fällen wird eindeutig mit Folgeschäden gerechnet.

Dennoch haben auch viele Menschen, die nicht ins Krankenhaus eingeliefert wurden und die gesund waren, bevor sie sich mit Covid-19 infizierten, langfristig erhebliche gesundheitliche Probleme, oft aus anderen physiologischen Gründen (siehe unten). Die Ursprünge für Long Covid scheinen in diesen verschiedenen Fällen eindeutig unterschiedlich zu sein und müssen sowohl statistisch als auch im Hinblick auf die klinische Behandlung unterschieden werden.

Ist Long Covid nach einem asymptomatischen Krankheitsverlauf unwahrscheinlicher?

Es besteht die Vermutung, dass Menschen, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, ohne krank gewesen zu sein, aus denselben Gründen, aus denen ein schwerer Verlauf das Risiko erhöhen könnte, weniger wahrscheinlich Long Covid entwickeln, was jedoch in Studien noch nicht zuverlässig nachgewiesen werden konnte. Es wird übrigens geschätzt, dass etwa ein Drittel der Infizierten asymptomatisch infiziert ist und dass die Betroffenen es nicht einmal bemerken, wenn sie sich nicht testen lassen.

Bietet die Impfung Schutz?

Dies ist anzunehmen, da eine Impfung im Falle einer Infektion das Risiko eines schweren Verlaufs verringert, was wiederum ein Faktor ist, der Long Covid begünstigen kann. Da die Impfung das Risiko eines sehr schweren Krankheitsverlaufs deutlich verringert, verringert sie die Wahrscheinlichkeit von Long Covid, das mit einem Aufenthalt auf der Intensivstation verbunden ist.

Dennoch sind die Analysen noch lückenhaft und erlauben noch keine Antwort auf diese Frage. Eine Studie schätzt, dass die Impfung das Long-Covid-Risiko bei Menschen, die dennoch infiziert waren, um die Hälfte reduziert, während eine andere Studie keinen Unterschied zu nicht geimpften Menschen fand.

Lässt sich Long Covid behandeln?

Leider gibt es keine Therapie, die die Ursachen von Long Covid behandelt. Die bestehenden Behandlungsmethoden befassen sich ausschließlich mit den Symptomen. Sie helfen den Betroffenen vor allem dabei, mit ihrem Zustand umzugehen.

Luxemburg hat im Centre Hospitalier de Luxembourg spezielle Sprechstunden eingerichtet. Leitlinien für die Behandlung von Long Covid werden derzeit entwickelt – diese gibt es in einer wachsenden Zahl von Ländern wie Großbritannien oder Deutschland.

Was sind die Ursachen für Long Covid?

Long Covid kann unterschiedliche physiologische Ursachen haben. Erstens kann Covid-19 die Lunge und das Herz dauerhaft schädigen, sich negativ auf den Blutkreislauf auswirken (Hyperkoagulation, Thrombose, Gefäßverletzungen und die Gefahr einer verminderten Blutzufuhr zu bestimmten Organen) und das Immunsystem mit einer übermäßigen Entzündungsreaktion beeinflussen. SARS-CoV-2 hat eine gewisse direkte Toxizität, insbesondere auf das Nervensystem, mit potenziell langfristigen Auswirkungen. Schließlich kann Long Covid die Folge einer intensivmedizinischen Behandlung bei Menschen mit schwerem Krankheitsverlauf sein, eine traumatische Erfahrung, die zu Gefäßproblemen und Veränderungen des Stoffwechsels führen kann.

Darüber hinaus dürften die Wechselwirkungen zwischen physischer und psychischer Gesundheit manchmal eine Rolle bei der Entwicklung von Long Covid spielen. Körperliche Symptome können die psychische Gesundheit belasten und so das Risiko für Depressionen oder Angstzustände erhöhen. Umgekehrt könnten psychische Gesundheitsprobleme – verursacht durch die SARS-CoV-2-Infektion oder induziert durch die Pandemie selbst – dazu beitragen, bestimmte körperliche Leiden zu verschlimmern.

Welche Risikofaktoren gibt es?

Erstens steht das Risiko, an Long Covid zu leiden, in direktem Zusammenhang mit den Risiken, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Diese sind hauptsächlich sozioökonomischer Natur: Die Exposition gegenüber dem Virus wird stark von der Art der Arbeit, den Wohnverhältnissen, den Lebensgewohnheiten, den Schutzmaßnahmen (Social Distancing, Impfung, Mund-Nasen-Schutz usw.) und den Informationsquellen beeinflusst. Zweitens scheint Long Covid häufiger bei Menschen aufzutreten, die im Krankenhaus behandelt wurden. Die Risikofaktoren könnten ähnlich wie bei schwerem Covid-19-Verlauf sein: höheres Alter, Vorerkrankungen und männliches Geschlecht. Long Covid betrifft jedoch auch einen großen Teil der nicht stationär behandelten Personen, die vor der Infektion gesund waren.

Weitere spezifische Risikofaktoren für Long Covid konnten nicht eindeutig identifiziert werden. Eine Metaanalyse berichtet von einer um 30 % höheren Long-Covid-Rate bei Frauen als bei Männern, während eine Studie eine höhere Prävalenz bei Frauen zwischen 40 und 60 Jahren und eine niedrigere ab 60 Jahren nahelegt – allesamt schwierig zu interpretierende Ergebnisse.

Welche sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen gibt es?

Long Covid hat negative Auswirkungen auf das Familien-, Sozial- und Arbeitsleben der Betroffenen, insbesondere aufgrund der Erschöpfung und der Konzentrationsprobleme, die es verursacht. Die Betroffenen berichten von Behinderungen im Alltag, der Notwendigkeit von Hilfe im Haushalt, reduzierten Arbeitszeiten, Krankschreibungen oder sogar Arbeitslosigkeit. Die Zahlen in den Studien variieren erheblich. In einem Bericht heißt es, dass Arbeitsausfälle 10 bis 40 % der Menschen mit Long Covid betreffen, eine ähnliche Prävalenz wie bei Behinderungen im Alltag.

Wird Long Covid ausreichend berücksichtigt?

Das Bewusstsein für die langfristigen Probleme von Covid-19 hat sich erst Anfang 2021 allgemein durchgesetzt. Von Long Covid Betroffene berichten, dass sie monatelang oder sogar über ein Jahr lang darauf gewartet haben, dass ihr Arzt den Begriff „Long Covid“ ausspricht. Patientenverbände haben wesentlich dazu beigetragen, dass dieser Zustand anerkannt und sowohl klinisch als auch epidemiologisch berücksichtigt wird. Sie plädieren dafür, dass Long Covid besser anerkannt und besser erforscht wird.

Es ist darauf hinzuweisen, dass es einen Unterschied zwischen der Diagnose Long Covid, die ein Arzt bei einer leidenden Person stellt, und den in epidemiologischen Studien mitgeteilten Statistiken über die Anzahl der Fälle gibt. Letztere sind nicht immer sehr zuverlässig, insbesondere wenn sie auf Fragebögen beruhen, die außerhalb einer ärztlichen Betreuung ausgefüllt wurden. Diese Verwirrung hinsichtlich der verschiedenen Arten von Long Covid und die große Unsicherheit über die Prävalenz sind nicht gerade förderlich für seine Anerkennung, da die Medien sowohl alarmierende Statistiken über eine sehr hohe Prävalenz als auch beruhigende Nachrichten darüber verbreiten, dass Long Covid in Wirklichkeit nicht so häufig vorkommt, was von den Betroffenen als Leugnung ihrer erlebten Realität empfunden werden kann.

Fachleute halten es für wichtig, Long Covid besser zu erforschen und seine Behandlung umfassend und interdisziplinär zu betrachten, wobei nicht nur die körperlichen, sondern auch die psychischen und sozioökonomischen Aspekte einbezogen werden sollten. Einige sind der Meinung, dass es als Berufskrankheit für Berufe in systemrelevanten Bereichen wie Gesundheitswesen, Bildung oder auch Lebensmitteleinzelhandel anerkannt werden sollte.

Gibt es weitere langwierige Virusinfektionen?

Virale Atemwegsinfekte wie Grippe oder schwere Erkältungen können Monate oder länger andauern.

Menschen, die an einer Grippe erkrankt waren, können die gleichen Symptome aufweisen wie nach einer Covid-19-Erkrankung. Eine aktuelle Studie, die sich auf über 200.000 elektronische Krankenakten stützt, stellt fest, dass 43 % der Personen, die an einer Grippe erkrankt waren, mindestens eines der Symptome von Long Covid hatten, verglichen mit 59 % bei einer ähnlichen Population, die Covid-19 hatte.

Ein erheblicher Anteil der Menschen, die während der SARS-Epidemien 2002-2003 oder der MERS-Epidemie 2012 (ebenfalls durch Coronaviren verursacht) erkrankt waren, zeigten mehr als sechs Monate nach der akuten Erkrankung Symptome, darunter Lungenprobleme, verminderte körperliche Belastbarkeit, posttraumatisches Syndrom oder Depressionen und Angstzustände.

Die Tatsache, dass eine Viruserkrankung andauern kann, ist also keine Besonderheit von SARS-CoV-2. Das Ausmaß der Pandemie hingegen macht es zu einem sehr ernsten Problem für die öffentliche Gesundheit.

Warum ist Long Covid so wenig bekannt?

Es gibt mehrere Gründe, warum es so schwierig ist, Long Covid zu erfassen. Erstens gibt es keine einheitliche Definition für diesen Zustand. Zweitens war er vielen Ärzt*innen im Jahr 2020 nur unzureichend bekannt. Schließlich ist seine Prävalenz schwer zu berechnen, da einerseits bestimmte Symptome in der Bevölkerung relativ weit verbreitet sind und andererseits einige Fälle den Statistiken entgehen können, wenn das Ergebnis eines Antikörpertests falsch-negativ ist.

Long Covid definieren

Es gibt keine allgemeingültige Definition. Verlängertes Covid-19 wird mit unterschiedlichen Begriffen beschrieben: „Long Covid“, „Post-Covid“ oder „chronisches Covid-19-Syndrom“.

Long Covid kann so verstanden werden, dass man nach dem Ende der akuten Phase einer Covid-19-Erkrankung nicht wieder 100 % seiner Fähigkeiten erlangt hat oder dass die Symptome monatelang anhalten und nicht durch eine andere Ursache erklärt werden können.

Die Vielfalt der Definitionen ist aus mehreren Gründen verständlich. Covid-19 ist trotz allem recht neu, insbesondere wenn es um die Untersuchung seiner langfristigen Auswirkungen geht. Personen, die Covid-19 hatten, können danach sehr unterschiedliche Symptome zeigen, und zwar in unterschiedlicher Dauer und Intensität. Die Anzahl der vorhandenen Symptome, ihre Dauer, ihre Intensität sowie ihre Auswirkungen auf das tägliche Leben sind mögliche Variablen, um eine Definition von Long Covid aufzustellen. Es ist zu beachten, dass die Kriterien, die in epidemiologischen Studien verwendet werden, nicht unbedingt die gleichen sind wie die, die Ärzt*innen bei ihren Patient*innen anwenden. Eines der Ziele der Covalux-Studie in Luxemburg ist es, eine Definition der Symptomatik von Long Covid zu erstellen.

Offizielle Long-Covid-Definitionen

Das britische NICE-Institut geht davon aus, dass eine normale Covid-19-Erkrankung bis zu vier Wochen dauert. Nach dieser Zeit wird sie zu Long Covid, das sich in „verlängertes Covid-19“ (vier bis zwölf Wochen) und „Post-Covid-19-Syndrom“ (länger als zwölf Wochen) unterteilt.

Die WHO beschreibt das „Post-Covid“ so, dass es in der Regel drei Monate nach einer bestätigten – oder wahrscheinlichen – Infektion mit SARS-CoV-2 auftritt. Es dauert mindestens zwei Monate und kann nicht durch eine andere Diagnose erklärt werden. Die Symptome umfassen u. a. Erschöpfung, Kurzatmigkeit und kognitive Probleme und wirken sich in der Regel auf den Alltag aus. Diese Definition wurde im Oktober 2021 veröffentlicht, d. h. mehr als 18 Monate nach Beginn der Pandemie.

Epidemiologische Studien gehen in der Regel davon aus, dass das Fortbestehen eines einzigen Symptoms für Long Covid ausreicht. Einige Wissenschaftler*innen sind jedoch der Ansicht, dass eine differenziertere Definition angemessener wäre, wie z. B. das Vorhandensein nicht nur eines, sondern mehrerer Symptome mit einer bestimmten Intensität oder eine Unterscheidung zwischen diesen. Beispielsweise ist der Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns ein viel spezifischeres Symptom für Covid-19 als ausgeprägte Müdigkeit oder Kopfschmerzen.

Da die Pandemie von einer großen Anzahl von wissenschaftlichen und medizinischen Teams rund um den Globus untersucht wird, ist es verständlich, dass eine Vielzahl von Methoden zur Definition und Diagnose von Long Covid eingesetzt wird.

Nach einer akuten Covid-19-Erkrankung beobachtete Symptome. Diese Studie gehört zu denjenigen, die die höchsten Häufigkeiten berichten. Quelle: More than 50 long‑term effects of COVID‑19: a systematic review and meta‑analysis, Sandra Lopez‑Leon et al., Scientific Reports (2021) 11:16144. https://doi.org/10.1038/s41598-021-95565-8 CC BY

Autor: Daniel Saraga
Editor: Jean-Paul Bertemes (FNR)

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