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In der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) geht es darum, Lernenden das Wissen, die Fähigkeiten, die Werte und die Handlungskompetenzen zu vermitteln, um globale Herausforderungen, wie z. B. Klimawandel, Biodiversitätsverlust oder Ungleichheiten anzugehen (UNESCO). Gerade in der Arbeit mit ganz jungen Kindern empfinden viele Lehrpersonen dies als unüberwindbare Hürde. 

Mit dem Way2ESD-Projekt hat das SciTeach Center der Universität Luxemburg Lehrpersonen aller Zyklen sowie Arbeitskräfte des non-formalen Bereichs einer Partnerschule ein Jahr lang im Rahmen einer Weiterbildung dabei unterstützt, fächerübergreifende BNE-Projekte auszuarbeiten und durchzuführen. Illustriert an den Aussagen zweier teilnehmenden Lehrpersonen des Zyklus 1 wird im Folgenden auf die Weiterbildung und deren Erkenntnisse zurückgeblickt.

Der Regenwurm als fächerübergreifendes Unterrichtsthema

Die Lehrerinnen Nathalie und Nora haben mit ihren beiden Klassen des Zyklus 1 das Thema „Regenwurm” anhand des BNE-Ansatzes behandelt. Der Regenwurm wird dabei als Teil eines ökologischen Systems aus den drei Perspektiven der Nachhaltigen Entwicklung betrachtet: der ökologischen, der ökonomischen und der sozialen Perspektive, deren gemeinsame Schnittstelle Raum für nachhaltige Lösungen schafft. 

Nathalie und Nora haben mit den Kindern zunächst verschiedene Bodenarten analysiert, also das Habitat des Regenwurms. Später ging es um den Regenwurm an sich und um die Frage, welche Rolle er für den Boden spielt.

Links: Die Klasse legt ein „Wurm-Hotel“ an, in dem später das Verhalten der Würmer beobachtet werden kann. Rechts: Den Boden kann man auch aus künstlerischer Perspektive entdecken.


„BNE-Themen kann man auch wunderbar fächerübergreifend thematisieren", erklärt Nathalie. Das Thema „Regenwurm” beinhalte viel alltagsbezogenen Wortschatz und durch den Bezug zur Landwirtschaft biete das Thema eine Vielfalt an Erweiterungsmöglichkeiten. Letztere hat auch dazu geführt, dass die Kinder sich wochenlang für das Thema begeistern konnten und sich am Wurm-Hotel, das die Klasse gemeinsam hergerichtet hatte, nicht sattsehen konnten. Besonders überrascht waren beide Lehrerinnen über die andauernde Faszination und die komplexen Verbindungen, die manche Kinder im Laufe der Zeit entwickelt haben. 

BNE als pädagogischer Ansatz

„Überall wo wir hingehen, passen die Kinder jetzt penibel auf die Regenwürmer auf”, berichten Nathalie und Nora, ein Zeichen dafür, dass das behandelte Thema auch die Empathie der Kinder angesprochen hat, eine wichtige Kompetenz der BNE. 

Zum BNE-Ansatz gehören aber auch Kompetenzen wie systemisches Denken, vorausschauendes Denken, normative Kompetenzen, strategische Kompetenzen und interpersonelle Kompetenzen (Wiek et al., 2011), welche anhand verschiedener Unterrichtsmethoden gefördert werden können. Während der Weiterbildung wurde das forschend-entdeckende Lernen als eine mögliche Unterrichtsmethode mit den Teilnehmenden erschlossen. 

Das genaue Beobachten von Lebewesen hilft den Kindern, sie später naturgetreu darzustellen.
 

Zusammenarbeit zwischen SciTeach, Schule und non-formaler Bildung

Das Way2ESD-Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, in enger Zusammenarbeit mit Lehrkräften Methoden und Ansätze zu entwickeln, um BNE zugänglicher für Grundschulen zu gestalten. Die kollaborativ ausgearbeiteten Ansätze werden anschließend anhand verschiedener Weiterbildungsangebote vermittelt.

Nora und Nathalie haben zu Beginn der Weiterbildung Bedenken zur Umsetzung von BNE mit den Jüngsten geäußert. „Am Anfang hatten wir ganz viele Fragen”, erinnert sich Nora und lacht. „Wir waren etwas verloren”, ergänzt Nathalie.

Gedanken und Gefühle, die viele Lehrpersonen, aber auch Arbeitskräfte des non-formalen Bereichs mit ihnen teilen. Deshalb wurde bei der Begleitung der Partnerschule Wert darauf gelegt, auch den non-formalen Bereich einzubeziehen. Über vier Sitzungen wurden die Ideen der Teilnehmenden in einem „Brainstorming-Baum” festgehalten, über die Herkunft des Konzeptes der BNE gesprochen, Umsetzungsbeispiele aus dem In- und Ausland analysiert und schließlich kontextbezogene schulinterne BNE-Projekte erarbeitet, die sowohl den formalen als auch den non-formalen Bereich integrierten.

BNE – eine Bereicherung für die Schule und die Kinder

Am Ende kommen beide Lehrerinnen zum Schluss, dass die Umsetzung von BNE die Zusammenarbeit zwischen den beiden Klassen gestärkt und sie persönlich herausgefordert hat, ein Thema zu behandeln, an das sie für gewöhnlich nicht gedacht hätten. Die BNE-Implementierung hat die Blicke der Kinder auf ihre Umwelt geschärft. Wenn sie heute an einem Regenwurm vorbeilaufen, sehen sie nicht nur ein etwas merkwürdiges, schleimiges Tier. Sie sehen ein Lebewesen, einen Teil eines komplexen Systems, zu dem auch sie selbst gehören. All das und vieles mehr kann BNE bereits bei den Jüngsten bewirken, „wenn man sich nur traut, etwas Neues zu machen”.

Du bist neugierig geworden und möchtest gerne mehr zu BNE und den Umsetzungsmöglichkeiten im Unterricht erfahren? Hier findest Du weitere Informationen zum Projekt Way2ESD. Kontaktiere das SciTeach Center auch gerne, wenn Du an einer BNE-Weiterbildung für Deine Schule interessiert sind.


Autorinnen: Doriana Sportelli, & Kerstin te Heesen, Universität Luxemburg, SciTeach Center
Redaktion: Michèle Weber (FNR)
Bildrechte: Nora Assa

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