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Viele junge Menschen haben sich in der ersten Welle trotz der Einschränkungen noch recht gut arrangiert.

Wie kommen junge Menschen in Luxemburg mit der Pandemie zurecht? Antworten darauf sucht der Soziologe Robin Samuel der Universität Luxemburg mit Hilfe der YAC-Studie. YAC steht für „Young People and Covid-19“ und befasst sich mit den sozialen, ökonomischen und gesundheitlichen Folgen der Pandemie-Einschränkungen bei jungen Menschen. 

Die meisten Befragten kamen in der ersten Welle recht gut mit der Situation zurecht

Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage und einer ergänzenden qualitativen Befragung wurden im Juli, August und September 2020 gut 5000 Luxemburger im Alter zwischen zwölf und 29 Jahren befragt. Samuel und sein Team wollten herausfinden, wie junge Menschen mit der Situation zurechtkommen, inwieweit sie sich Sorgen wegen Covid-19 machen, ob sie sich ausreichend informiert fühlen, wie sie die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten und inwieweit ihr Leben und Alltag durch die Maßnahmen eingeschränkt wird.

Die vorläufigen Ergebnisse zeichneten Ende 2020 ein recht komplexes Bild der Lage, sagt der Sozialwissenschaftler. Während zwar der größte Teil der Befragten die Einschränkungen als angemessen und die Informationslage als durchaus positiv bewertete und auch mit der Einhaltung der Regelungen insgesamt bis dahin recht gut zurechtkam, zeigten sich sowohl geschlechtsspezifische Unterschiede als auch sozioökonomische.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen also, wie es den jungen Menschen nach der 1. Welle ging. Wie es den jungen Menschen mittlerweile ergeht, dazu liefern die bisherigen Ergebnisse noch keine Aussagen. 

Junge Menschen mit Migrationshintergrund sind besorgter

Die Befragung zeigt, dass sich generell knapp 54% der Studienteilnehmer sich mit Blick auf Covid-19 als "ziemlich besorgt" oder "sehr besorgt" zeigten. Das Ausmaß ihrer Besorgnis scheint dem von jungen Menschen in anderen Ländern sehr ähnlich zu sein (Götz, 2020 und Huber, 2020, siehe Quellen).

Diese Sorge ist in Luxemburg bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund erkennbar stärker ausgeprägt. So gaben knapp 60 Prozent der Heranwachsenden und jungen Menschen mit direktem Migrationshintergrund an, dass sie ziemlich oder sogar sehr besorgt seien. Bei den Befragten ohne Migrationshintergrund waren es lediglich 44 Prozent. Dies könnte laut Samuel mit sozioökonomischen Unterschieden zu tun haben, die sich teilweise mit dem Migrationshintergrund überschneiden.

Jungs und junge Männer scheinen die Situation insgesamt als weniger belastend empfunden zu haben als die weiblichen Befragten. Diese Tendenz spiegelt sich auch in einer britischen Studie aller Altersgruppen wieder. Samuel kann sich vorstellen, dass das auch damit zuhängen könnte, dass Frauen tendenziell introspektiver seien als Männer und deshalb vielleicht auch sensibler auf die Situation reagierten. „Es gibt bei beiden Geschlechtern aber durchaus recht ambivalente Angaben, sodass wir insgesamt eine recht breite Streuung haben“, so der Forscher.

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Vergleich mit anderen nationalen und internationalen Studien

Im Bericht der YAC-Studie werden die vorläufigen Ergebnisse auch mit einigen weiteren nationalen und internationalen Studien verglichen, die sich mit den psychologischen Folgen der Pandemie in Bezug auf Gesundheit und Angst befassen. So heisst es: "Beispielsweise zeigt eine von STATEC durchgeführte Studie bei der gesamten Bevölkerung Luxemburgs, dass mehr junge Erwachsene als Menschen mittleren Alters oder ältere Menschen angeben, dass sich ihre psychische Gesundheit während der COVID-19-Pandemie verschlechtert hat (Peroni et al, 2020)." 

Weiter heißt es in dem Bericht: "Internationale Studien zeigen auch, dass das Risiko, in der gegenwärtigen Situation unter Angstzuständen zu leiden, bei jungen Menschen höher ist als bei Menschen mittleren Alters und älteren Menschen. Gleiches gilt für Frauen im Vergleich zu Männern, für Menschen mit Migrationshintergrund im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund und für Menschen mit niedrigem Einkommen im Vergleich zu Menschen mit hohem Einkommen (Smith et al. 2020; Levita 2020; Wang et al 2020; Qiu et al. 2020; Park et al. 2020)."

Weitere Ergebnisse der YAC-Studie

Mehr als ein Drittel der jungen Befragten in Luxemburg gaben an, dass sie sich sehr gut informiert fühlten über die Massnahmen, um Covid-19 zu bekämpfen. Das entspräche den Ergebnissen anderer Studien, heißt es im YAC-Bericht.

In internationalen Studien kamen Forschende zudem zu der Schlussfolgerung, dass "während Kinder mit einem höheren objektiven Informationsstand in Bezug auf COVID-19 sich weniger Sorgen machten, zeigen die Aussagen der Teilnehmer der qualitativen YAC+Studie, dass sie sich durch Informationen aus den Medien überfordert fühlten und dass die Informationen nur ihren Grad an Besorgnis erhöhten."

Eine weitere internationale Studie fand den Zusammenhang, dass Menschen die besser über Covid-19 informiert sind eine positivere Einstellung zu Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen haben und sich auch eher an diese halten (Zhong et al., 2020).

Inwiefern sich junge Menschen an die Regeln halten, sagten knapp 95% der Befragten der luxemburgischen YAC-Studie, dass sie einen Mund-Nasenschutz tragen würden. Mehr als 80% sagten, dass sie ihre Hände regelmäßiger waschen oder desinfizieren, es vermeiden, andere zu berühren und Menschenmengen meiden. Mindestens zwei Drittel der jungen Befragten sagten, dass sie soziale Veranstaltungen vermieden haben, die Abstandsregeln von zwei Metern eingehalten haben und es vermieden haben, Personen zu treffen, die nicht in ihrem Haushalt leben.

Die Ergebnisse der YAC-Studie würden mit denen internationalen Studien aus Frankreich, China und den USA übereinstimmen, heißt es im Bericht der Studie: "Junge Menschen setzen Maßnahmen mit geringerer Wahrscheinlichkeit als Personen mittleren Alters und ältere Menschen um, und Männer tun dies mit geringerer Wahrscheinlichkeit als Frauen. Es ist zu beachten, dass die Bereitschaft zur Einhaltung von Maßnahmen und Vorschriften im Allgemeinen hoch ist."

Zweite Befragung für dieses Jahr geplant

Der Sozialwissenschaftler geht davon aus, dass sich sozioökonomischen Unterschiede und Ungleichheiten im Lauf der Pandemie noch weiter verstärken werden. „Von daher ist es wichtig, dass wir die Entwicklung weiterverfolgen“, sagt Samuel. Damit die Politik daraus dann geeignete Maßnahmen zur Unterstützung junger Menschen ableiten könne. Da die Befragung bereits im vergangenen Sommer und damit in der Phase der Lockerungen nach dem Lockdown im Frühjahr stattgefunden habe, sei ohnehin damit zu rechnen, dass sich die Einstellungen und das persönliche Empfinden bei vielen jungen Menschen inzwischen verändert habe.

„Wir planen deshalb im Zeitraum Mai bis Juli eine erneute Umfrage“, erklärt der Forscher und ergänzt, dass sich fast 90 Prozent der Studienteilnehmer dazu bereit erklärt hätten, erneut an einer Befragung teilzunehmen. „Für uns wäre es perfekt, wenn wir dieselben Teilnehmer noch einmal befragen könnten, weil wir dann einen guten Vergleich hätten“, sagt Samuel. 

Mehr Zeit für Reflexion

Ein durchaus interessanter Aspekt der Befragung ist auch, dass zwar rund 31 Prozent der Befragten die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen als negativ einstuften, gleichzeitig aber auch 24 Prozent der Interviewteilnehmer der Sache etwas Gutes abgewinnen konnten. Wie Samuel erklärt, hätten Teilnehmer der qualitativen Befragung angegeben, dass sie mehr Zeit für Schlaf, Freizeit und Familie hätten. Zudem hätten einige die Phase des Lockdowns auch zur Reflexion genutzt. Um sich zum Beispiel zu fragen, ob der eingeschlagene berufliche oder schulische Weg oder aber die eigenen Freunde die richtigen seien.

„Einige Jugendliche haben berichtet, dass sie vermehrt die Umgebung erkunden, sich mehr in der Natur bewegen“, sagt der Sozialwissenschaftler. Entscheidend dafür, wie man die Einschränkungen wahrnehme, sei sicherlich auch die persönliche Situation. „Wenn man ein gutes familiäres Umfeld hat, kommt man damit sicher besser zurecht“, so Samuel. Inwieweit das jetzt aber auch noch im zweiten Jahr der Pandemie der Fall sei, werde die nächste Befragung zeigen.

Autor: Uwe Hentschel
Editor: Michèle Weber (FNR)

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YAC-Studie und Jugendbericht

Alle fünf Jahre wird in Luxemburg der nationale Jugendbericht präsentiert. So zumindest ist es vorgesehen. Was jedoch die Fertigstellung und Präsentation des Jugendberichts 2020 zum Thema Wohlbefinden und Gesundheit betrifft, so wurde die Planung durch das Covid-19-Virus etwas zerschossen. Der Bericht wird diesmal etwas später präsentiert als sonst. „Wir waren im vergangenen Frühjahr schon auf der letzten Meile, doch dann kam die Pandemie“, sagt Robin Samuel, der auch leitender Autor des  Jugendberichts ist und sich dann angesichts der Entwicklung der Frage stellen musste, wie man damit umgeht. „Auf der einen Seite ist die Pandemie ein einschneidendes Erlebnis, auf der anderen Seite gibt es natürlich viele andere Aspekte, die auch schon vor der Pandemie relevant waren“, sagt er. Samuel und seine Kollegen beschlossen deshalb, das Thema Corona in der YAC-Studie anzugehen.

Quellen

Die YAC-Studie: vorläufige Ergebnisse. The ‘YAC – Young People and COVID-19: Social, Economic, and Health Consequences ofInfection Prevention and Control Measures among Young People in Luxembourg’.

Schröder, Martin (2020): The effect of the Covid-19 pandemic on human well-being. Available online at https://www.martin-schroeder.de/2020/06/05/the-effect-of-the-covid-19-pandemic-on-human-well-being/, updated on 5/6/2020, checked on 7/8/2020.

Götz, Maya; Mendel, Caroline; Lemish, Dafna; Jennings, Nancy; Hains, Rebecca; Abdul, Fatima et al. (2020): Children, COVID-19 and the media. A study on the challenges children are facing in the 2020 coronavirus crisis. In Televizion 33, pp.49.

Huber, Stephan Gerhard; Günther, Paula Sophie; Schneider, Nadine; Helm, Christoph; Schwander, Marius; Schneider, Julia; Pruitt, Jane (2020): COVID-19 und aktuelle Herausforderungen in Schule und Bildung. Erste Befunde des Schul-Barometers in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Münster, New York: Waxmann (Schul-Barometer).

Peroni, Chiara; O'Connor, Kelsey J. (2020): One in three Luxembourg residents report their mental health declined during the COVID-19 crisis. Results of the COVID-19 Social and Economic Impact Survey. Edited by STATEC. Luxembourg (Regards, 8). Available online at https://statistiques.public.lu/catalogue-publications/regards/2020/PDF-08-2020.pdf.

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