histograph hilft beim Durchstöbern digitaler Sammlungen und deckt unerwartete Querverbindungen zwischen Personen und Institutionen auf.
Digitale Sammlungen erforschen und Netzwerke sichtbar machen
histograph ist ein vielseitig nutzbares Werkzeug, das vom CVCE genutzt wird um einen neuen Zugang zu seinen digitalen Sammlungen über die Geschichte der europäischen Integration seit 1945 zu ermöglichen. Diese Sammlungen umfassen mehr als 20.000 Dokumente, die auf www.cvce.eu frei zugänglich sind.
Grundsätzlich funktioniert histograph wie eine Suchmaschine für multimediale Inhalte und zeigt Verbindungen zwischen Personen, Institutionen, Orten und Dokumenten an. Eine Suche nach einer Person, z.B. „Paul-Henri Spaak“, führt zu einem kurzem Überblick über seine Biografie, eine Liste aller Text- und Bilddokumente die ihn erwähnen, Empfehlungen für weitere Dokumente sowie einer Netzwerk-Darstellung aller Personen, die gemeinsam mit Paul-Henri Spaak in Dokumenten auftauchen.
Suchergebnis für Paul-Henri Spaak
Die enge Verbindung zwischen Dokumenten und grafischer Darstellung sorgt dafür, dass sich Forscher rasch einen Überblick über eine Dokumentsammlung verschaffen und die für sie relevaten Dokumente lesen und auswerten können. histograph erlaubt dem Nutzer ein freies Durchsuchen des vorhandenen Materials, vergleichbar mit dem mehr oder weniger zielgerichtetem Stöbern beim Archivbesuch.
Wer mit wem? Interessante Querverbindungen aufdecken
Von besonderer Bedeutung ist die Möglichkeit, gezielt nach Beziehungen zwischen bestimmten Personen zu suchen. Hierzu werden zwei oder mehrere Personen ausgewählt und alle Dokumente aufgelistet, in denen beide erwähnt werden. Darüber hinaus zeigt der Graph (ein automatisch erstelltes „Spinnennetz“, das Netzwerke sichtbar macht) alle weiteren Personen, die gemeinsam mit den Gesuchten erwähnt werden. Dieser Ansatz kombiniert wieder eine gezielte Suche mit einem freieren Finden, das unerwartete, forschungsrelevante Querverbindungen auβerhalb der ursprünglichen Suche sichtbar machen kann. Dieses Aufzeigen der „gemeinsamen Freunde“ und die Vorschläge zu Personen, die man vielleicht auch kennt, legen einen Vergleich mit Facebook nahe.
Ein automatisch erstelltes „Spinnennetz“ macht Netzwerke sichtbar
Wer wie wo was? Zusammenarbeit von Mensch und Maschine
histograph eignet sich nicht nur für die Erforschung von digitalen Sammlungen, sondern auch für die Annotation von Quellen. Personen, Institutionen, Orte und Zeitangaben werden automatisch erkannt und dem Dokument beigeordnet. Einige Aufgaben, wie etwa das Erkennen von Personennamen in einer großen Menge Text können schon sehr gut automatisch vorgenommen werden. Andere, wie das Erkennen einer Person in einem Bild können leichter von Menschen gelöst werden. histograph ermöglicht deshalb eine Interaktion zwischen Mensch und Maschine, um deren jeweiligen Stärken zu kombinieren. Daher wird die automatische Analyse mittels crowdsourcing überprüft: Ähnlich wie bei Wikipedia kann jeder Nutzer sein Wissen einbringen, Fehler korrigieren und neue Annotationen vornehmen.
histograph ist ein Beispiel dafür, wie die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien für das Bearbeiten und Erfassen von Daten – in diesem Fall multimedialem, digitalisiertem Archivmaterial – sowie für den Wissenstransfer angewandt werden können. Mit der vermehrten Zunahme an digitalen Quellen in den Geschichts- und Geisteswissenschaften werden solche Technologie-gestützten Werkzeuge noch mehr an Bedeutung gewinnen. Die „Digital Humanities“ sind schon jetzt ein schnell wachsendes Forschungsfeld.
Mehr Infos zu histograph gibt es auf der Projektwebseite http://histograph.eu. Das Tool selbst kann unter http://histograph.cvce.eu ausprobiert werden.
Autor: CVCE
Infobox
Am 9. und 10. Juni 2016 findet in der Cité des Sciences in Belval die Konferenz „Digital Humanities Benelux“ statt mit Beiträge aus dem gesamten Spektrum der digitalen Geisteswissenschaften. Organisiert wird die Konferenz von der Universität Luxemburg und dem Centre Virtuel de la Connaissance sur l’Europe.
Weitere Infos unter: www.dhbenelux.org
Die digitalen Technologien machen auch vor den Geisteswissenschaften nicht halt. Als „Digital Humanities“ bezeichnet man eine solche systematische Verknüpfung dieser Technologien mit der Forschung im Bereich der Geisteswissenschaften. Ein Beispiel ist das vom luxemburger Centre Virtuel de la Connaissance sur l’Europe (CVCE) entwickelte Werkzeug histograph, das Historikern neue Möglichkeiten für die Durchsuchung und Auswertung digitaler Multimedia-Archive eröffnet.