shotshop.com
Gegen die PCR-Tests auf das Sars-CoV-2-Virus gibt es verschiedene Bedenken. So wird beispielsweise in Frage gestellt, ob sich die Tests überhaupt eignen, um Infektionen zu entdecken. Ob es keine Alternativen gäbe, die besser sind. Oder ob positive Fälle vielleicht alleine durch eine hohe Fehlerquote zu erklären sind. Im Internet und auf sozialen Medien kursieren viele unterschiedliche Zahlen, Memes und Zitate. Wie den Überblick behalten? Wir haben eine Faktencheck gemacht und sind auf die gängigsten Kritikpunkte zu PCR-Tests eingegangen.
Unsere Recherche zeigt: PCR-Tests weisen nach, ob das Erbgut von Sars-CoV-2 im Menschen vorhanden ist, und sie weisen damit auf eine akute Infektion hin. Ob das nachgewiesene virale Material auch vermehrungsfähig ist, sagt der Test allerdings nicht.
Was heisst das?
Dies bedeutet dass ein positives Testergebnis ein Hinweis, aber kein absolut sicherer Beweis dafür ist, ob man für andere Menschen ansteckend ist oder selbst krank wird. «Ein positives Testergebnis bedeutet aber, dass die Wahrscheinlichkeit, dass man ansteckend ist, hoch ist», erklärt Paul Wilmes, Vize-Sprecher der COVID-19 Task Force und Professor am LCSB der Universität Luxemburg. Auf individueller Ebene gibt der Test also keine 100-prozentige Sicherheit, spielt aber auf Ebene der öffentlichen Gesundheit, wo es darum geht, statistisch die Ansteckungswahrscheinlichkeiten innerhalb der Bevölkerung zu reduzieren, eine wichtige Rolle. Und auch wenn PCR-Tests nicht perfekt sind, gilt die PCR-Methode als Goldstandard: Virologen und Mikrobiologen nutzen sie seit vielen Jahren als diagnostische Methode, da sie sehr schnell und empfindlich ist.
Gibt es auch andere Tests?
Zwar liesse sich das Sars-CoV-2-Virus auch mit einer Zellkultur nachweisen, und es liesse sich mit dieser Art von Tests sogar klären, ob es infektiös ist. Doch diese Methode ist kompliziert, nicht in jedem Labor durchführbar und zu zeitaufwändig. Damit ist also doch der PCR-Test der Test der Wahl, um infizierte und möglicherweise ansteckende Personen so schnell wie möglich zu identifizieren. So können sie nötigenfalls isoliert und damit das Risiko für eine Übertragung des Virus gesenkt werden.
Es gibt nicht nur einen PCR-Test...
Wichtig ist aber: Es gibt nicht nur "den einen PCR-Test" für Sars-CoV-2, sondern unterschiedliche von vielen verschiedenen Herstellern. Angaben zum PCR-Test eines Herstellers sind somit nicht unbedingt zutreffend für den PCR-Test eines anderen Herstellers. Dies sorgt im Internet immer wieder für Verwirrung, weil oftmals Zahlen eines einzelnen Tests genannt werden und dann behauptet wird, dies träfe auf alle PCR-Tests zu.
Im Allgemeinen sind die Tests seit Beginn der Pandemie fortwährend besser geworden. Die luxemburgischen Forschenden gehen davon aus, dass die aktuellen Tests sehr zuverlässig sind. Viele der hohen Fehlerquoten, die vielfach im Internet kursieren, sind heute nicht mehr zutreffend. es macht auch wenig Sinn, sich zur Bewertung der PCR-Tests die in Luxemburg angewendet werden, auf Zahlen und Daten aus dem Internet zu PCR-Tests von anderen Herstellern zu berufen, wenn wir doch in Luxemburg, durch die vielen Tests, eine sehr genaue Datenlage haben, präziser als in manch anderen Ländern. Schauen wir uns also Daten aus Luxemburg an.
Anmerkung: In manchen Analysen, die auf Social Media gemacht werden, wird sich auf die Gesamtzahl der Tests (Large Scale Testing und Testung von symptomatischen Personen) basiert, um die Positivrate zu errechnen und dann Hypothesen zu z.B. Falsch-Positiven zu machen. Bei der Suche nach Fakten zu eventuellen Falsch-Positiven ist es jedoch aufschlussreicher, sich das Large Scale Testing und die Tests symptomatischer Personen separat anzuschauen, weil die Positivrate sich stark unterscheidet ob man hauptsächlich asymptomatische Menschen testet (Large Scale Testing) oder hauptsächlich symptomatische (nach Arztbesuch oder sofort in den Laboren).
Korrektiv: Es kursieren viele Angaben zu Falsch-Positiven Resultaten, die auf Luxemburg definitiv nicht zutreffen
Beim Large-Scale Testing in Luxemburg kam bisher nur ein einziger PCR-Test von einem Hersteller zum Einsatz. Dass dieser Test in der Lage ist, gesunde wie auch infizierte Personen korrekt zu identifizieren, zeigt eine Untersuchung der Covid-19-Task-Force von Research Luxembourg. In in der ersten Phase des Large Scale Testing gab es keine Hinweise auf signifikante falsch-negative oder falsch-positive Ergebnisse. Somit lässt sich anhand der verfügbaren Daten ausschliessen, dass viele der im Large-Scale Testing positiv getesteten Personen nur Falsch-Positive sind und die Fehlerquote für Falsch-Positive damit sehr gering ist – weit weg von den Zahlen, die mancherorts im Internet kursieren, wo von Fehlerquoten von 1% oder 1,4% die Rede ist.
Eine Falsch-Positiv-Rate von 1% oder mehr kann überhaupt nicht zutreffen für Luxemburg. Beim Large-Scale-Testing wurden zwischen dem 27.5.2020 und dem 31.8.2020 insgesamt 560.082 Tests durchgeführt. Davon waren 781 positiv, was insgesamt nur einem Prozentsatz von 0,14% entspricht. Ausserdem war von den 12.000 ersten Tests im Large-Scale Testing kein einziger positiv. Eine Falsch-Positiv-Rate von 1% oder noch mehr ist also absurd.
Von den 781 positiv getesteten Personen waren die meisten tatsächlich infiziert und ansteckend. Dass es sich nicht nur um statistische Probleme mit Falsch-Positiven handelt, zeigt sich anhand folgender Argumente:
- Die Positivrate hat über die Zeit geschwankt, in Wellen, und zwar identisch zur Konzentration von Sars-CoV-2 in den luxemburgischen Kläranlagen. D.h. wenn das Virus präsenter war in den Gewässern, war es auch präsenter im LST. Wären dies alles nur rein statistische Probleme mit Falsch-Positiven, wäre dies gar nicht so möglich gewesen.
- Im LST gab es 39 Personen, die innerhalb von 14 Tagen ein zweites Mal positiv getestet wurden. Dass eine Person zwei mal falsch positiv hintereinander getestet wird, ist statistisch gesehen (in Anbetracht der oben genannten Zahlen) sehr, sehr unwahrscheinlich. Es gibt also Grund zur Annahme, dass diese 39 tatsächlich positiv waren beim ersten Test.
Dass einige der positiv Getesteten auch ansteckend waren, zeigt sich anhand folgender Indizien:
- Von den 781 direkt durch das LST identifizierten Positiven, konnten nochmals 337 Personen über Contact Tracing als Positiv identifiziert werden. Dies ist ein klarer Indiz dafür, dass ein Teil der positiv Getesteten tatsächlich ansteckend war, sonst hätte man nicht so viele positive Fälle innerhalb derer Kontakte gefunden.
- Der Aussage von Paulette Lehnert zufolge ist es auch so, dass ein Grossteil der Personen, die positiv getestet wurden, aber noch keine Symptome hatten, kurz danach Symptome zeigten.
Auch Falsch-Negative sind in Luxemburg selten:
- Bei den 1800 Teilnehmenden der CONVINCE-Studie, die alle fünfmal getestet wurden, gab es keinen einzigen Fall eines negativen PCR-Tests, auf den dann eine Sars-Cov2-spezifische Immunantwort folgte.
Wie wir sehen: Manche Argumente, die im Internet kursieren und PCR-Tests als nutzlos und stark fehleranfällig bezeichnen, sind so nicht haltbar und verunsichern die Menschen. Natürlich ist auch ein PCR-Test nicht perfekt, aber zurzeit die beste Methode, die den Wissenschaftlern zur Verfügung steht, um relativ schnell viele Menschen mit grosser Zuverlässlichkeit testen zu können. In Luxemburg haben wir mit dem LST und all den Tests an symptomatischen Personen sehr viele eigene Daten. Diese Daten widersprechen den hohen Fehlerquoten, von zum Teil älteren Tests, die immer wieder herangezogen werden.
Fazit: Die PCR-Tests, die in Luxemburg angewendet werden, sind sehr zuverlässig. Angaben über Falsch-Positiv-Raten von 1% oder mehr treffen nachweislich auf die Situation in Luxemburg nicht zu. Es gibt aktuell keine verlässliche Hinweise auf signifikante Falsch-Positive, es kann aber natürlich auch nicht ausgeschlossen werden, dass es mal zu Falsch-Positiven Tests kommt. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch, in Anbetracht der Daten, sehr gering.
Hier gehen wir noch etwas detaillierter auf Fragen/Kritikpunkten zu PCR-Tests ein:
Autoren: Felicitas Erzinger (Scitec-Media), Michèle Weber (FNR), Jean-Paul Bertemes (FNR)