(C) Uwe Hentschel

Judith Manzoni hat dazu beigetragen, das System zu entwickeln.

So schön die luxemburgische Sprache auch ist: Für Sprachsynthesesysteme, also Systeme, mit denen künstlich eine menschliche Stimme erzeugt wird, ist Luxemburgisch eine Herausforderung. Und zu denjenigen, die dieser Herausforderung nicht unbedingt gewachsen sind, gehören auch die Hersteller von Navigationssystemen. Zwar verfügen viele Geräte bereits über Ansagen in luxemburgischer Sprache. Doch man muss kein Muttersprachler sein um zu erkennen, dass die Sprachsynthese oft an ihre Grenzen stößt. Vor allem dann, wenn Straßennamen ins Spiel kommen.

„Beim Luxemburgischen besteht die große Herausforderung darin, die deutschen und französischen Bestandteile der Sprache richtig zu erkennen und auch korrekt auszusprechen“, erklärt Judith Manzoni. Die Sprachwissenschaftlerin der Forschungseinheit Identités, Politiques, Sociétés, Espaces (IPSE) an der Uni Luxemburg hat gemeinsam mit Uni-Professor Peter Gilles sowie den beiden Forschern Jürgen Trouvain und Ingmar Steiner von der Universität des Saarlandes ein System entwickelt, das genau das kann: MaryLux.

Französische und deutsche Laute werden berücksichtigt

MaryLux ist der Prototyp eines Sprachsynthesesystems für das Luxemburgische, das auf der im Internet frei zugänglichen Syntheseplattform MaryTTS aufbaut. Die Besonderheit von MaryLux ist unter anderem die, dass hierbei neben Anglizismen auch die Laute aus dem Deutschen und dem Französischen bei der Erkennung berücksichtigt werden.

Die Stimme, mit der MaryLux spricht, ist die von Manzoni. Die Muttersprachlerin hat dafür luxemburgische Texte gesprochen, die dann aufgenommen wurden. Allerdings hat die Sprachwissenschaftlerin dabei nicht den kompletten luxemburgischen Wortschatz vorgetragen. Aufgenommen wurden einfach nur willkürlich ausgesuchte Texte. Zum Beispiel Beiträge aus Wikipedia. „Wir haben ungefähr vier Stunden Text eingegeben“, sagt sie. „Zwei Stunden Luxemburgisch, eine Stunde Französisch und noch etwas Deutsch.“

Wie Manzoni erklärt, arbeite das Sprachsynthesesystem nicht mit ganzen Wörtern, sondern mit Wortbausteinen. Das System berücksichtige dabei die Wortart, die Betonung und die Stellung im Satz, sagt sie. Aufgrund der Konstellation der einzelnen Bausteine erkenne MaryLux, ob Laute gegebenenfalls aus dem Französischen oder Deutschen übernommen wurden.

Hilfe für Menschen mit Leseschwierigkeiten oder Sehschwäche

MaryLux sei damit in der Lage, jeden luxemburgischen Text vorzulesen. Wobei das System noch nicht hundertprozentig perfekt arbeite, wie Manzoni einräumt. Probleme gebe es beispielsweise noch bei Zahlen und beim Umgang mit Satzzeichen. Aber auch daran werde noch gearbeitet. „Wenn es fertig ist, wird es einwandfrei funktionieren“, ist die Forscherin überzeugt.

Interessant sind Sprachsynthesesysteme wie MaryLux vor allem für Menschen mit Leseschwierigkeiten oder Sehschwäche. Mit Hilfe des Programms, das nach Fertigstellung genau wie die Syntheseplattform MaryTTS frei zugänglich sein soll, können sich diese Personen dann luxemburgische Texte aus dem Internet einfach vorlesen lassen.

Autor: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel

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