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Alle drei Jahre wieder ist PISA-Test. Für ein paar Tage wird dann das mäßige Abschneiden Luxemburgs in den Medien diskutiert – ehe man wieder zur Tagesordnung übergeht. Das ist schade, und zudem nicht Sinn und Zweck der Übung. Denn der Pisa-Test will zur nachhaltigen Verbesserung des Schulsystems beitragen. Regelmäßig Schwächen benennen ist dabei eine Sache, sie in dauerhaften Anstrengungen zu verbessern das eigentliche Anliegen. Grund genug, auch zwischen den Tests über Pisa zu sprechen.
Enseignement Sécondaire (ES), das ist in Luxemburg eine Domäne sozio-ökonomisch bevorzugter Jungen und Mädchen ohne Migrationshintergrund. Beim Enseignement Sécondaire Technique (EST) hingegen stellen Schüler mit Migrationshintergrund bereits knapp die Mehrheit, die im EST-PREP wiederum zwei Drittel beträgt. Diese Fakten sprechen eine klare Sprache: Das Luxemburger Schulsystem bietet nicht für alle Schüler die gleichen Chancen.
ES: Wenn’s erstmal läuft, dann läuft’s richtig
Nachzulesen ist dies alles im Nationalen Bericht zur PISA-Studie 2012. Dort steht auch, dass die Leistungsschere sich bereits in der Grundschule öffnet. Denn Schüler, die später im ES landen, so der Bericht, sind in der Regel durch die ersten Schuljahre gekommen, ohne eine Klasse wiederholt zu haben. Und diese glatte Laufbahn setzt sich dann später fort.
Lediglich knapp zehn Prozent der Schüler wiederholen während Ihrer ES-Laufbahn eine Klasse, und dann nur eine einzige. Und in der Grundschule haben sogar nur zwei Prozent der späteren ES-Schüler einmal eine Klasse wiederholt. Die Wege sind im Luxemburger Schulsystem also schon sehr früh ganz klar vorgezeichnet – und das in beide Richtungen.
Auch negative Entwicklung beginnt früh
Denn auch am anderen Ende der Leistungsskala sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: So wiederholen rund 20 % der EST-PREP-Schüler und sogar mehr als ein Viertel ihrer EST-Kollegen während der Sekundarstufenzeit einmal ein Schuljahr; sechs Prozent der Jungen und Mädchen des EST-PREP müssen sogar mehr als einmal wiederholen. „Das ist eine ganz klare Schwachstelle unseres Systems“, sagt Prof. Romain Martin, der für die Universität Luxemburg den nationalen Pisa-Bericht mit koordiniert. „Langfristig müssen Maßnahmen ergriffen werden, die darauf abzielen, die Zahl der Klassenwiederholungen einzudämmen und möglichst erfolgreiche Schullaufbahnen zu ermöglichen.“
Und auch hier gilt, dass dieser Verlauf der Schulkarriere die Fortführung einer Entwicklung ist, die sich in der Regel bereits in der Grundschule angedeutet hat. Denn von den späteren EST-Schülern haben knapp 30 % in den ersten Schuljahren eine oder mehrere Klassen wiederholt, bei EST-PREP-Schülern trifft dies gar auf drei Viertel zu.
Nachholbedarf in Sachen Bildungsgerechtigkeit
Als Ursache für diese gravierenden Unterschiede sieht der Nationale Bericht vor allem den sozio-ökonomischen Status und den Sprachhintergrund des jeweiligen Schülers. Anders gesagt: Jungen und Mädchen erbringen nicht eine bestimmte Leistung, weil ihnen eine mehr oder weniger große „Begabung“ in die Wiege gelegt wurde. Vielmehr geben Aspekte wie Wohlstand, Berufsstatus der Eltern sowie Zugang zu Kultur und Bildung und nicht zuletzt Zugang zur Unterrichtssprache den Weg entscheidend vor. Und diese Faktoren sind gerade in Luxemburg sehr ungleich verteilt.
Auteur: Sven Hauser
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Infobox
Die PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) wird seit dem Jahr 2000 von der OECD durchgeführt und vergleicht alle drei Jahre die Leistungsfähigkeit von Schüler in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Untersucht wird jeweils die Altersklasse der 15jährigen, dies in den 34 OECD-Ländern sowie in 31 weiteren Partnerländern. Die Ergebnisse für Luxemburg gibt es im Nationalen Bericht PISA 2012. (http://www.men.public.lu/catalogue-publications/secondaire/etudes-internationales/pisa-2012/PISA-2012.pdf). Dabei werden die Ergebnisse in Punkten angegeben, wobei 48 Punkte in etwa dem Wissen und den Fertigkeiten entsprechen, die in Luxemburg in einem Schuljahr hinzugelernt werden.