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Gibt es Möglichkeiten, den Umgang mit den „neuen“ Technologien einfacher zu gestalten? Kann man die Informatik in einer Maschine so verstecken, dass der Benutzer sich ihrer nicht bewusst ist – und daher auch nicht davon abgeschreckt werden kann?
Informatik trifft Psychologie
Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Forscher um Benoît Otjacques und Prof. Dieter Ferring im TIVIPOL-Projekt. „Wir dachten, dass der Zusammenschluss unserer Forschungsgebiete sehr interessante Resultate ergeben könnte - und wir hatten Recht“, so Otjacques, ein Informatiker am LIST (LuxembourgInstitute of Science and Technology)
Der an der Uni Luxemburg basierte Ferring hingegen ist Psychologe mit besonderer Fachkenntnis in der Altersforschung.
Zielgruppe der Forscher waren gesunde Menschen eines gewissen Alters, die im Konviktsgaard-Altersheim wohnten, aber auch noch soziale Kontakte außerhalb pflegten.
Die Auseinandersetzung mit der Informatik sollte nach und nach erfolgen. Wichtig war aber vor allem, dass der Computer selbst immer weitestgehend unsichtbar blieb, denn die Forscher wollten vermeiden, dass Menschen allein aus Angst vor Technik das System nicht akzeptieren würden.
Nach Versuchen mit verschiedenen Systemen einigte man sich auf Sammy, einen Berührungsbildschirm und RFID-Transponder. Letztere bestanden aus einem Chip, der elektromagnetische Wellen sendete, sowie einem Lesegerät, das die gesendeten Signale automatisch verarbeitet.
Mit Sammy das Mittagessen bestellen
In einem ersten Schritt konnten Nutzer täglich ihr Mittagessen wählen. Dabei reichte eine einzige Berührung des Bildschirms; die Identität des Nutzers erhielt der Computer automatisch durch den RFID-Transponder.
Weitere Funktionalitäten folgten: „Wir haben ganz simpel angefangen und dann, je nach Rückmeldung, das System einfacher oder komplizierter gestaltet.“ Entscheidend waren dafür die Entdeckungen von Ferrings Team: Was steigerte z.B. die Akzeptanz des Systems?
Ob eine Person Sammy nutzen wollte oder nicht, war dabei immer ihr selbst überlassen. Dem Team gelang es aber im Laufe des Projektes so einige davon zu überzeugen. Besonders Personen, die mit Computern nicht vertraut waren, zogen Otjacques zufolge auch eine gewisse Genugtuung aus der erfolgreichen Nutzung.
Für die Forscher war klar, dass sie Sammy nach Abschluss des Projekts nicht einfach wieder entfernen konnten. Das System bleibt also weiterhin im Konviktsgaard bestehen, jedoch momentan ohne Weiterentwicklung – dafür fehlt es zur Zeit an Finanzierung.
Otjaques gefällt die praktische Seite dieses Projektes: “Es ist ein Beispiel für Wissenschaft, die sich auf das wahre Leben bezieht und das wahre Leben braucht.”
Autor: Liza Glesener
Foto: © Werner Nick/Shotshop.com