(C) Uwe Hentschel
Im Sommer 2015 gab es einige davon: so genannte Tropennächte. Von einer Tropennacht sprechen Meteorologen, wenn die Temperatur in der Nacht nicht unter 20 Grad sinkt. „In der Vergangenheit hatten wir bei uns meistens nur wenige tropische Nächte im Jahr“, sagt Klimatologe Jürgen Junk vom Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST). Im außergewöhnlichen Sommer 2003 seien jedoch acht dieser Nächte registriert worden, fügt er hinzu. „Und für 2100 rechnen wir aufgrund des Klimawandels mit durchschnittlich jährlich bis zu 15 dieser Ereignisse.“
Für die einen sind Tropennächte bestes Biergartenwetter, für andere schlichtweg eine Belastung. Denn zu viel Hitze führt in Verbindung mit hoher Luftfeuchtugkeit zu thermischem Stress. Was nicht nur eine verminderte Leistungsfähigkeit oder aber eine Verschlechterung des Wohlbefindens bedeutet, sondern auch drastische Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. So sind beispielsweise bei der Hitzewelle im Sommer 2003 europaweit mehrere zehntausend Menschen ums Leben gekommen. Aktuelle Forschungen am LIST gehen noch einen Schritt weiter und untersuchen den kombinierten Effekt von thermischem Stress und der Wirkung von verschiedenen Luftschadstoffen.
Hohe Belastungen für das Nerven und Herz-Kreislauf-System
Ist die Umgebungstemperatur zu hoch, stößt der Wärmehaushalt des Menschen an seine Grenzen. Nur wenn Wärmeabgabe und Wärmeproduktion durch die Thermoregulationsmechanismen des menschlichen Körpers in ein Gleichgewicht gebracht würden, könne eine konstante Körperkerntemperatur gewährleistet werden, erklärt Junk. Unter normalen Umgebungsbedingungen zeigten diese Thermoregulationsmechanismen nur eine minimale Aktivität. „Wenn jedoch Wärme- oder Kältebelastungen des Körpers zunehmen, steigen die Anforderungen an die Thermoregulation und somit auch an das Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System“, so der Forscher.
Bis zu einem gewissen Grad sei der Mensch durchaus in der Lage, sich an diese Klimaveränderung anzupassen, sagt Junk. Allerdings geschehe das recht langsam. Zudem gelte das vor allem auch nur für körperlich fitte Menschen. Risikogruppen hingegen hätten mit dem Klimawandel deutlich mehr zu kämpfen.
Berücksichtigung unterschiedlicher Klimamodelle
Dass das Klima sich verändert, ist unbestritten. In welchem Ausmaß jedoch, dazu gibt es unterschiedliche Prognosen und Modelle. Am LIST arbeiten die Forscher nicht nur mit einem dieser Klimamodelle, sondern mit dem so genannten Multi-Modell-Ensemble, bei dem die unterschiedlichen Ansätze berücksichtigt werden. „Es gibt kein Klimamodell, das am besten ist, sondern jedes hat seine Stärken und Schwächen“, erklärt der Forscher. Je mehr Ansätze man also berücksichtige, desto genauer sei der Mittelwert, der sich daraus ergebe.
Nimmt man im Vergleich dazu die in den vergangenen Jahrzehnten erfassten Wetterdaten des Flughafens Findel, so wird deutlich, mit welchen Veränderungen auch in Luxemburg zu rechnen ist. Während der jährliche Temperatur-Mittelwert im Erfassungszeitraum 1961 bis 1990 dort noch bei 8,3 Grad lag, werden für das letzte Drittel dieses Jahrhunderts bereits Durchschnittswerte von 11,2 Grad erwartet. Es wird also spürbar wärmer. Und darauf muss sich der Mensch einstellen. Die Betreiber der Biergärten wird das freuen – sofern das ihr eigener Organismus so ohne weiteres wegsteckt.
Autor: Uwe Hentschel
Foto: Uwe Hentschel