(C) Michèle Weber (FNR)
Meteorologische Situation
Nach einem turbulenten Start wurde das erste Viertel des Frühjahrs 2015 von regelmäßigen Hochdrucklagen geprägt und verlief weitgehend ruhig und freundlich. Die Temperaturen stiegen tagsüber bereits auf frühlingshafte Werte, während die Nächte noch teilweise frostig ausfielen.
Ende März erreichten die beiden Stürme „Mike“ und „Niklas“ Luxemburg (siehe Infobox). Danach setzte wieder eine Wetterberuhigung ein, und der April war von hohem Luftdruck, warmen Temperaturen und sehr wenig Niederschlag geprägt.
Das letzte Drittel des Frühjahrs war wieder abwechslungsreicher, und Ausläufer von Tiefdruckgebieten führten kühlere Luftmassen nach Luxemburg.
Temperatur
Im Frühjahr 2015 lagen die Mitteltemperaturen der Jahreszeit an allen Stationen in Luxemburg unter denen der Vergleichsperiode 2001-2010. Dies liesse sich allerdings mit der natürlichen Variabilität des Klimasystems (siehe Infobox) erklären, sagt Dr. Ivonne Trebs, Leiterin des Observatoriums für Klima und Umwelt des LIST.
Im Vergleich zu der Periode 2001-2010 wurde mit -0,1°C die geringste Abweichung an der Station Findel gemessen, während die höchste Abweichung mit -0,9°C in Oberkorn registriert wurde. Der Temperaturverlauf zeigt, dass die Werte im April über dem Durchschnitt von 2001-2010 lagen, während März und Mai etwas kühler waren.
Im langjährigen Vergleich (1981-2010) verhielten sich die Abweichungen an der Station Findel genau umgekehrt, und das Frühjahr zeigte sich etwas zu warm (+0,5°C).
Niederschlag
Die gemessenen Niederschlagssummen lagen im Frühjahr 2015 deutlich unter den Werten der Vergleichsperiode 2001-2010. An der Station Echternach wurde rund ein Fünftel (-21%) weniger Niederschlag gemessen, während an der Station Reuler sogar weniger als die Hälfte (-56%) aufgezeichnet wurde.
Der Niederschlagsverlauf an der Station Findel zeigte, dass während den ersten beiden Monaten des Frühjahrs 2015 kaum Niederschlag gemessen wurde, mit Ausnahme des Niederschlages in Verbindung mit den beiden Stürmen Ende März. Auch die Niederschlagsmengen im Mai blieben deutlich unter denen der Vergleichszeiträume.
„Auch die deutlich geringeren Niederschlagsmengen im Frühjahr 2015 können auf die natürliche Variabilität des Klimasystems zurückgeführt werden“, sagt Dr. Trebs.“Treten solche Änderungen, z.B. hin zu einem trockenen Frühjahr, jedoch gehäuft auf, so kann man von einer möglichen Änderung des Klimas sprechen.“
Messnetz des LIST
Langjährige Beobachtungen bilden die Basis von einer Vielzahl von Projekten des LIST. Dr. Trebs meint dazu: „Nur durch die genaue Kenntnis und Analyse verschiedener Zeitreihen von Klimavariablen der Vergangenheit, können wir mögliche Veränderungen in z.B. der Lufttemperatur oder auch des Abflussverhaltens identifizieren und quantifizieren.“
Diese Langzeitbeobachtungen helfen den Forschern, ein vollständiges Bild und tieferes Verständnis des Klimasystems zu erlangen. Aus diesen Gründen wird das meteorologische und hydrologische Messnetz des LIST laut Dr. Trebs kontinuierlich erweitert und an aktuelle Fragestellungen angepasst.
Autor: LIST
Photo © Michèle Weber (FNR)
Infobox
Entlang des starken Jetstreams über dem Atlantik konnten sich zwei Tiefdruckgebiete auf ihrem Weg nach Europa verstärken. Die Kaltfrontpassage des Tiefs „Mike“ mit starken Böen, gefolgt von heftigen Schauern, zog in der Nacht vom 29. zum 30. März über Luxemburg hinweg. Am Vormittag des 31. März erreichte die Warmfront von „Niklas“ mit weiteren Niederschlägen und starken Winden das Grossherzogtum. In Luxemburg blieb es bei Materialschäden. (Quellen: wort.lu, tageblatt.lu).
Dr. Ivonne Trebs erklärt die natürliche Variabilität des Klimas: "Das Klima beschreibt den mittleren Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort und für einen hinreichend langen Zeitraum (meist 30 Jahre). Hierzu werden statistische Größen wie z.B. Mittelwerte oder Anomalien für verschiedene atmosphärische Zustandsgrößen genutzt (z.B. Lufttemperatur oder Niederschlag). Die Atmosphäre weist eine starke Variabilität (Wetter) um diesen mittleren Zustand (Klima) auf. Eine Änderung dieses statistischen (langjährig gemittelten) Zustands des Klimas kann also nur über die Auswertung von langen Zeitreihen festgestellt werden."