(C) University of Luxembourg

Ein Luxemburger Start-Up berät seit kurzem Unternehmen bei der Einstellung von Nicht-EU-Bürgern. Entstanden ist es aus dem internationalen Datenbank-Projekt zum Thema, IMPALA.

Manchmal ist es nur ein ganz kleiner Schritt von Forschung hin zum „wahren Leben“. Bestes Beispiel: Das Thema Flüchtlinge und Migration. Das Start-up ‚Moving People to Luxembourg’ hilft Arbeitgebern seit kurzem bei rechtlichen Aspekten rund um die Einstellung von Nicht-EU-Bürgern.

Gründerin Bénédicte Souy nutzt dabei Erfahrungen, die sie während ihrer fünfjährigen Mitarbeit an der Impala Database gemacht hat. Seit 2009 stellen Juristen, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler die in wichtigen OECD-Staaten gültigen politischen Entscheidungen und Gesetzgebungen zum Thema Migration zusammen. Das langfristige Ziel: Behörden – aber auch der Privatwirtschaft – Zugang zu verlässlichen Informationen zur Gesetzeslage sowohl im eigenen als auch in anderen Ländern zu geben.

Was bringt die Datenbank im „realen Leben“ sonst noch?

Michel Beine, der für den Luxemburger Beitrag zu dem Ko-Projekt mit mehreren international anerkannten Hochschulen (siehe Info-Box) verantwortlich zeichnet, freut sich über die Firmengründung durch seine Impala-Kollegin: „Dass Bénédicte ihr Wissen unternehmerisch umsetzen kann, zeugt von der Praxisnähe des Projekts.“ Diese Praxisnähe zeigt sich auch an anderer Stelle, so der Ökonom an der Universität Luxemburg: „Behörden, die mit Migranten arbeiten, nutzen die Informationssammlung beispielsweise, um sich einen transparenten Überblick über die aktuelle Gesetzeslage zu verschaffen. Dabei geht es auch um das Wissen um die entsprechenden Rechtssituationen in anderen Ländern, und hier vor allem in den direkten Nachbarstaaten.“

Welche Art von Informationen bietet Impala?

Impala beinhaltet Daten zu einer Vielzahl an rechtlichen Regelungen in Bereichen rund um das Thema Migration. Das Spektrum der Informationen reicht dabei vom Einwanderungsrecht bis hin zum Zugang zum Arbeitsmarkt und betrifft Fragen wie: Ist Land A gerade auf der Suche nach qualifizierten Menschen? Wie steht es in Land B um die Familienzusammenführung? Wie wird in Land C illegale Einwanderung gehandhabt? Michel Beine: „Migration ist ein vielschichtiges Phänomen, deshalb arbeiten wir interdisziplinär. Wir sehen Impala als Langzeit-Projekt, das der internationalen Wissenschaft dient.“

Bis wohin reichen die Informationen bislang?

Bislang beinhaltet Impala „lediglich“ Informationen zu zehn OECD-Staaten. Von Luxemburg aus wurden – u.a. mit Geldern des FNR – neben dem Großherzogtum auch Deutschland, Frankreich und die Schweiz „bearbeitet“. Dabei half auch die Mehrsprachigkeit hierzulande. „Unsere deutsch- und französischsprachigen Forscher haben es uns ermöglicht, die Situation in den genannten Ländern zu analysieren und somit dazu beigetragen, dass wir bereits bis hierhin einen wesentlichen Beitrag zu einem groß angelegten Forschungsprojekt mit weltweitem Impact leisten konnten.“ Dieser Beitrag soll mittelfristig weiter ausgebaut werden.

Wie geht es mit der Datenbank nun weiter?

Die Arbeit an der Impala-Database war im ersten Schritt auf einen Zeitraum von sieben Jahren angesetzt. Das bislang Erreichte sieht Michel Beine bei allem Alltags-Impact sowie der Anerkennung in der akademischen Welt lediglich als Anfang: „Impala ist für uns Forscher ein Projekt mit Lebenswerk-Potenzial. Das zeigt sich auch daran, dass wir uns in den ersten sieben Jahren auf zehn Ankunftsländer beschränkt haben – und selbst hier nur den Zeitraum von 1990 bis 2008 untersuchen konnten. Unser langfristiges Ziel ist einerseits die Analyse der Entwicklungen seit 1960, und in einem nächsten Schritt wollen wir andererseits die jüngsten Rahmenbedingungen sowie auch die Situation in weiteren Ankunftsländern analysieren. So wollen wir helfen, die weltweiten Migrationsbewegungen besser vorhersehen zu können.“ 

Autor: Sven Hauser
Foto: 
University of Luxembourg

Infobox

Impala Database – Gemeinschaftsprojekt renommierter Universitäten

Das Projekt Impala Database ist ein Gemeinschaftsprojekt der uni.lu, der Harvard University (beide USA), der London School of Economics and Political Science, der Paris School of sowie der Universtäten Amsterdam und Sydney. Seit 2009 wurden in den untersuchten Ländern z.B. Daten und Fakten zu den Auswahlkriterien bei der Einwanderung, zur Naturalisierung, zur illegalen Einwanderung bzw. zu migrationsrelevanten bilateralen Abkommen zusammengetragen. 

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