(C) Patrick Muller
Als Dr. Christophe Sohn, Leiter des Metrolux Projektes (2007 bis Ende 2009) des CEPS/Instead, zum ersten Mal von Luxemburg und umliegender Grenzregion als Metropole sprach, waren die Reaktionen eher skeptisch. Bereits drei Jahre später hatte dies sich geändert. Heute steht METROLUX nicht mehr nur für ein Projekt, sondern für eine ganze Forschungseinheit, die sich mit verschiedenen Aspekten der von ihnen genannten Metropolregion beschäftigt.
Vielleicht lag das Missverständnis anfangs auch an den verschiedenen Definitionen des Wortes Metropole: Wo viele gleich Großstädte wie London oder New York vor Augen haben, sieht ein Geograph wie Sohn etwas anderes.
Für ihn und seine Kollegen ist es nicht die Größe oder Bevölkerungsdichte, die eine Stadt zur Metropole macht, sondern es sind eine Vielzahl an gesellschaftlichen, politischen oder auch kulturellen Funktionen, die ihre Wichtigkeit im internationalen Zusammenhang aufzeigen.
Eine grenzübergreifende Metropole
Im Falle Luxemburg kommt obendrein noch ein sehr spezieller Umstand hinzu: Die Entwicklung zur Metropole findet bei uns grenzüberschreitend statt.
Die Metropole Luxemburg ist der Ballungsraum unserer Hauptstadt mit mehreren deutschen, französischen und belgischen Städten der Großregion. Sie ist gleichzeitig die Metropole Diedenhofen, die Metropole Arel und die Metropole Trier.
Dieses Phänomen der Grenzen ist für Metrolux von besonderem Interesse. „Während der letzten zwei Jahrzehnte hat die Funktion europäischer Grenzen sich geändert – so gibt es z.B. im Schengen-Raum keine Grenzkontrollen mehr. Einwanderung und Zoll werden anders geregelt als damals“, so Sohn.
Grenzen – Barrieren oder Kontaktzonen?
Dem Forscher zufolge sind die Grenzen heutzutage weniger eine Barriere, und mehr eine Art Kontaktzone, die eine ganze Reihe an Gelegenheiten und Austauschmöglichkeiten bietet.
In Luxemburg führen die offenen Grenzen aber auch zu einem anderen, ganz besonderen Phänomen: Betriebe lassen sich dank steuerlicher (und anderer) Vorteile sehr gerne hierzulande nieder. Viele ihrer Angestellten wohnen hingegen in den Grenzgebieten außerhalb, wo die Miete billiger ist.
Die treibenden Kräfte kennen lernen und in Zukunft mit einbeziehen
“Unser Ziel ist es, die treibenden Kräfte hinter diesen verschieden Phänomenen zu verstehen”, so Sohn. Dabei zogen die Forscher auch andere an Landesgrenzen gelegene Metropolen, wie Basel und Genf, mit in den Vergleich.
Die Arbeit der METROLUX Gruppe (die übrigens auch in einem Buch erschienen ist) zeigt, wo Luxemburg steht und welche Faktoren für eine bestmögliche Weiterentwicklung in Betracht gezogen werden müssen.
Dass die Arbeit der Gruppe wichtig ist, zeigt schon allein, dass aus Metrolux, dem Projekt, Metrolux, die Forschungseinheit, wurde. Ihre anhaltende Arbeit hilft nicht nur den Luxemburgischen Entscheidungsträgern, sondern hat es der Gruppe auch ermöglicht, ihre ganz eigene Forschungsnische zu besetzen.
Autor: Liza Glesener
Foto: ©Patrick Muller