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Offizielle, d.h. gesetzlich geregelte Familiennamen gibt es seit rund 200 Jahren. Prof. Peter Gilles und seine Gruppe an der Universität Luxemburg dokumentierten die Verbreitung der Luxemburger Familiennamen im Großherzogtum und in den Nachbarregionen, um Rückschlüsse auf die Sprach- und Siedlungsgeschichte des Großraumes Luxemburg zu ziehen.
Die Gruppe erstellte in ihrer Arbeit den ersten internetbasierten Luxemburgischen Familiennamenatlas (http://lfa.uni.lu/). Eine Veröffentlichung der Resultate in Form eines Namensbuches mit Verbreitungskarten und Geschichten zur Herkunft der verschiedenen Namen ist auch vorgesehen.
Aus Beinamen wurden Familiennamen
Familiennamen entstanden aus Beinamen. Diese dienten seit jeher dazu, Menschen mit gleichen Vornamen voneinander zu unterscheiden. Beinamen beziehen sich auf den Beruf, die Herkunft, die Wohnstätte, den Vater oder eine charakterliche oder körperliche Eigenschaft des Namensträgers.
Seit dem Spätmittelalter finden sich Nachweise für die Vererbung von Beinamen, d.h. für deren Übertragung vom Vater (seltener von der Mutter) auf den Sohn oder die Tochter. Ab diesem Zeitpunkt spricht man von Familiennamen.
Familiennamen sind aus Verwaltungsgründen eingeführt worden: Sie machen es einfacher, Menschen ihrer engeren und weiteren Verwandtschaft zuzuordnen. Speziell in Luxemburg wurden Familiennamen erst im Jahr 1794 zur gesetzlichen Pflicht. Doch auch nach dieser Zeit lassen sich an Familiennamen noch Änderungen, besonders in der Schreibung, feststellen.
Haben die Luxemburger ihre „eigenen“ Familiennamen?
Inwiefern kann Luxemburg über die Familiennamen definiert und identifiziert werden? Hat Luxemburg seine eigenen Namen bzw. Namensvarianten?
Geschichtlich bedingt ist die Schriftform unserer Namen meist Hochdeutsch. „Als damals die Familiennamen festgesetzt wurden, war dies die Hauptschriftsprache; also sind sie auch auf Hochdeutsch festgelegt worden“, so Gilles.
Interessant ist aber, dass einige Namen in der gesprochenen Form luxemburgisch sind: So ist das geschriebene Krier das gesprochene Kréier; Schroeder ist Schréider. Gilles zufolge gibt es diese von der Schriftform abweichende regionale Aussprache in anderen Ländern nicht in diesem Ausmaß.
„Da zeigt sich, dass die geschriebene Form (das Hochdeutsche) für die Leute, die den Namen aussprechen, vielleicht nicht die zeitgenössische Form ist, da in ihr bestimmte Entwicklungen der Mundart, aus der später das Luxemburgische hervorging, nicht umgesetzt wurden.“
Obwohl viele Namen – oft leicht abgewandelt – über die gesamte Großregion verteilt sind, bildet z.B. Glesener eine interessante Ausnahme.
Der Name, der auf den Beruf des Glasmachers zurückgeht, scheint fast nur in Luxemburg zum Glesener geworden zu sein; in Deutschland heißt es Glaser. Der Name Nilles (der aus Cornelius stammt) reicht hingegen tief bis in Rheinland-Pfalz hinein und zeigt damit ein gemeinsames historisches Verbreitungsgebiet auf.
Autor: Liza Glesener
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