(C) LIST

Bild eines Kammmolchs und seines Bauchmusters, aufgenommen von der Fotofalle von Newtrap.

Newtrap ist eine neue Beobachtungsmethode, die vom Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) entwickelt wurde. Sie kombiniert eine maßgeschneiderte Fotofalle mit automatisierter Datenverarbeitung zur besseren Überwachung von Molchen. Die herkömmlichen Beobachtungsmethoden sind bekanntermaßen zeitaufwendig, teuer und auffällig. Aber was bringt es, Molche zu beobachten und inwiefern zeigt sich Newtrap innovativ?

Molche: wichtige Arten für die Überwachung der Biovielfalt

Bestimmte Molcharten sind Bioindikatoren: ihr Vorhandensein oder Fehlen steht für die Qualität der Umwelt, in der sie leben. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig für die Beobachtung der Biovielfalt und die Studien zum Biomonitoring. Wenn die Zahl einer Bioindikator-Art zurückgeht oder Null entspricht, bedeutet dies, dass die für die Erhaltung dieser Art notwendigen ökologischen Bedingungen nicht oder nicht mehr gegeben sind. Im Übrigen werden diese Anforderungen häufig mit anderen Arten geteilt. „Der Kammmolch ist eine Schirmspezies.Der Schutz seines Lebensraums ermöglicht die Erhaltung vieler anderer Arten, die in derselben Umgebung leben, wie z.B. andere Amphibien, wie der Grasfrosch oder Insekten.“, erläutert Xavier Mestdagh, Forschungsingenieur, der am Newtrap-Projekt des LIST arbeitet.

Eine unauffällige Fotofalle und eine automatisierte Datenverarbeitung

Herkömmliche Beobachtungsmethoden bestehen aus der Anordnung von Reusen, um einzelne Tiere zu fangen. Diese Methoden sind sehr zeitaufwendig, mühsam und auffällig. Die Forscher müssen die Reusen platzieren, Messungen vornehmen und den Vorgang wiederholen. „Bei Kammmolchen müssen wir zum Beispiel das Bauchmuster jedes gefangenen Tiers fotografieren“, erklärt X. Mestdagh. Genauso wie unsere Fingerabdrücke ist dieses Muster einzigartig. „Das ist besonders nützlich für die Bewertung der Anzahl der Tiere in einer Population, das bedeutet ihre Größe, ohne zu riskieren, dass derselbe Molch mehrfach gezählt wird.“, fährt X. Mestdagh fort. Die Forscher des LIST hatten daher die Idee, eine neue Beobachtungsmethode zu entwickeln.

Die Fotofalle wird durch Bewegung ausgelöst und fotografiert (gleicher Winkel, Hintergrund, Licht, Entfernung) die Tiere, die kommen und gehen, auf gleiche Weise. So stehen den Forschern mehr Daten zur Verfügung, die besser harmonisiert, von besserer Qualität sind und eine höhere räumliche und zeitlose Auflösung haben. Ohne aufdringlichen Umgang mit den Amphibien liefert Newtrap ebenfalls neue Informationen über das Verhalten von Molchen und sogar über andere Arten (z.B. Ringelnattern, Blutegel).

Diese neue Methode verwendet auch künstliche Intelligenz (KI) für die Datenverwaltung. Dafür haben die Forscher eine große Anzahl an Daten nach Art, Geschlecht und Bauchmuster klassifiziert. Diese Informationen haben sie dann in einen Algorithmus eingefügt, damit die KI diese Merkmale automatisch erkennen kann. Art und Geschlecht werden bereits mit einer Zuverlässigkeit von über 90 % erkannt. Die Forscher arbeiten nun an der Verbesserung des automatischen Erkennungssystems der Bauchmuster sowie an der Erhöhung der Lebensdauer und Robustheit der Fotofalle.

Diese neue patentierte Beobachtungsmethode (LU93388) wurde vom nationalen Forschungsfonds (Fonds National de la Recherche (FNR)) im Rahmen des Programms JUMP - Proof of Concept (POC) finanziert und war Gegenstand einer Marktstudie, die sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene großes Interesse zeigte. Mit mehr als 30 Molcharten in Europa und noch mehr in Nordamerika könnte die Einführung von Newtrap die automatische Überwachung vieler Arten unterstützen. X. Mestdagh und seine Mitarbeiter wollen nun eine industrielle Partnerschaft aufbauen, um von einem Prototyp zu einer einsatzbereiten Methode für eine möglichst große Anzahl von Beobachtern zu gelangen

 

Autor: Constance Lausecker
Foto : (C) LIST - Newtrap

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