(C) Michel Brumat / University of Luxembourg
Stark bebaute Städte mit hoher Bevölkerungsdichte können in gesellschaftlicher, ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht sinnvoll sein. Es stehen immer mehr Wohnungen in solchen Gebieten mit hoher Bebauungsdichte zur Verfügung, doch die Menschen leben nach wie vor lieber in Vor- und Trabantenstädten. Dies führt zu einer zunehmenden Zersiedelung der Landschaft und somit auch zu längeren Pendelzeiten.
Zum ersten Mal hat ein internationales Team von Forschern mit mathematischen Analyseinstrumenten und einem simulierten Computermodell im wissenschaftlichen Journal “Computers, Environment and Urban Systems” gezeigt*, dass ein besserer Zugang zu hochwertigen Parkanlagen, Waldgebieten und anderen Grünflächen ein Schlüsselfaktor ist, um das Leben in der Stadt attraktiver und nachhaltiger zu gestalten. Mitglied des internationalen Teams war auch Geoffrey Caruso von der Universität Luxemburg.
Nachfrage nach geräumigeren Wohnungen in den Vorstädten unverändert hoch
Die Forschungsergebnisse lassen erkennen, dass bei der Planung von Wohnbauprojekten bisher falsch vorgegangen wurde. „Die Kommunalpolitiker haben versucht, mehr Menschen in den Städten anzusiedeln, indem sie den Wohnungsbau mit hoher Bebauungsdichte auf nahezu jedem verfügbaren Stück Land gefördert haben. Trotzdem bleibt die Nachfrage nach geräumigeren Wohnungen in den Vor- und Trabantenstädten unverändert hoch. Anstrengungen, die unternommen wurden, um mehr Menschen in die Städte zu locken, könnten also genau den gegenteiligen Effekt gehabt haben“, sagt Caruso.
Die Städteplaner haben demnach möglicherweise die Bedeutung unterschätzt, die die Einwohner einem großzügigen Angebot an gut erreichbaren Grünflächen in Stadtgebieten beimessen. „Parkanlagen, Waldgebiete und Spielplätze in der nahen Umgebung könnten für die Menschen einen starken Anreiz bieten, in kleinere Stadthäuser und Apartments zu ziehen“, so Caruso.
Entwicklung einer idealen Stadt mathematisch simuliert
Für Verfechter des Stadtlebens ist das Leben in dicht besiedelten Gebieten eine Möglichkeit, die Lebensqualität zu erhöhen, weil die Menschen so weniger sozial isoliert sind und sie ihren Arbeitsplatz, Geschäfte und öffentliche Einrichtungen besser erreichen können. Zudem wirkt sich das Leben in der Stadt positiv auf die Umwelt aus, weil Stadtbewohner eher zu Fuß gehen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen und weil die kleineren Wohnungen günstiger beheizt werden können. Auch ist es weniger teuer, die Stadtbevölkerung mit einem guten Nahverkehrssystem und öffentlichen Dienstleistungen zu versorgen.
Die Forscher nutzten mathematische Analyseinstrumente und Computermodelle, um die Entwicklung einer idealen Stadt mit etwa 200000 Einwohnern zu simulieren. „Unsere Arbeit zeigt, dass ein größeres Angebot an gut erreichbaren Parkanlagen, Waldgebieten und Spielplätzen Menschen dazu bringt, sich in kleineren Häusern in der Stadt niederzulassen. Durch diese Entwicklung werden die Kosten und das umständliche Pendeln reduziert und wir konnten positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden beobachten”, erklärt Caruso.
Der Forscher empfiehlt zudem den Bau von mehr Fuß- und Radwegen, die zu den Grünanlagen führen. Der von den Forschern erzielte theoretische Durchbruch muss nun in einem nächsten Schritt praktisch auf die Stadtgebiete angewandt werden. Das könnte der Schlüssel zur Lösung eines der Hauptprobleme der Städteplaner sein.
Foto: Michel Brumat / University of Luxembourg