Iván Herrador; Diane Bertel (NightCafé, Craiyon)
Umweltverschmutzung und Adipositas: gibt es einen Zusammenhang?
Luxembourg Institute of Health (LIH)
Pestizide / Adipositas / Gesundheit / Umwelt
Eine wichtige Forschungsarbeit vom LIH untersucht den Zusammenhang zwischen Umweltverschmutzung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD). Die Studie findet Assoziationen zwischen Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck und Dyslipidämie (den Hauptrisikofaktoren für CVD), und mehreren chemischen Verbindungen, die häufig in der Umwelt gefunden werden: z. B. PCB (polychlorierte Biphenyle) und PCP (Pentachlorphenol). Diese Stoffe wurden früher in großen Mengen verwendet (Farben, Industrie, Isolatoren...), sind aber seit einigen Jahren in den meisten europäischen Ländern stark reguliert oder sogar verboten. Sie sind in der Umwelt jedoch immer noch vorhanden.
Die Forscher haben ebenfalls Assoziationen zwischen dieser Risikofaktoren und der chronischen Exposition gegenüber derzeit verwendeten Pestiziden aufgedeckt, zu denen auch Glyphosat gehört. Solche organophosphorhaltigen Pestizide werden seit den 1970er Jahren verwendet. Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, analysierten sie Haarproben in der belgischen und luxemburgischen erwachsenen Allgemeinbevölkerung. Die chronische Exposition gegenüber drei polychlorierten Biphenylen (PCB), sieben chlororganischen Pestiziden und 18 nicht-persistenten Pestiziden wurde untersucht.
Diese Forschungsarbeit ist von entscheidender Bedeutung, um die gesundheitlichen Auswirkungen einiger häufig verwendeter Chemikalien nachzuweisen.
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Gibt es einen Mangel an Arbeitskräften in Luxemburg?
Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)
Arbeit / Gesellschaft / Wirtschaft
Der Mangel an Arbeitskräften trifft Luxemburg genauso hart wie die meisten anderen europäischen Länder. In einer aktuellen Studie weist das LISER darauf hin, dass dies vor allem für Berufe gilt, die keinen Hochschulabschluss erfordern. Betroffen sind die Bereiche Industrie und Handwerk, Montage sowie das Bedienen von Anlagen und Maschinen.
In Luxemburg gaben im Jahr 2022 76% der Unternehmen mit mindestens fünf Beschäftigten an, dass sie Schwierigkeiten bei der Einstellung von Personal hatten; der Hauptgrund dafür soll der Mangel an Bewerbern sein. Die Problematik der Arbeitsbedingungen wird hervorgehoben: Die Bezahlung von Überstunden und Schichtarbeit macht in Mangelberufen nur 6,3% der Vergütung aus, gegenüber 10,3% in anderen Berufen; der Durchschnittslohn und das Gewicht von Prämien und Zulagen sind in einigen Mangelberufen ebenfalls niedriger.
Die Folgen eines solchen Ungleichgewichts sind schädlich für die Wirtschaft , da sie die Investitionen und die Entwicklung der Unternehmen bremsen.
"Regenerator" - eine Kühltechnologie mit geringer Umweltbelastung
Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST)
Kühlung / Dekarbonisierung / Neue Technologien
Etwa ein Fünftel der weltweiten elektrischen Energie wird für die Kühlung verwendet. Die bestehenden Systeme sind zudem eine bedeutende Quelle von Treibhausgasen. In diesem Zusammenhang ist das vom LIST entwickelte neue Kühlsystem "Regenerator" äußerst relevant.
Während herkömmliche Systeme auf der Kompression von Dampf beruhen, einer Methode, deren thermodynamischer Schwellenwert erreicht ist, nutzt die Technologie der LIST-Forscher einen sogenannten elektrokalorischen Effekt. Dieses Phänomen besteht darin, dass ein Material (genauer gesagt, ein Keramikkondensator) einem elektrischen Feld ausgesetzt wird und dadurch seine Temperatur verändert.
In seiner jüngsten Veröffentlichung hat das wissenschaftliche Team, das für das Projekt verantwortlich ist, vielversprechende Entwicklungen vorgestellt: Regenerator sei mittlerweile effizienter und nachhaltiger als herkömmliche Methoden.
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Auf dem Weg zu effizienteren Kläranlagen
Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) ; Universität Luxemburg
Mikrobiom / Umwelt / Wasser / Neue Technologien
Ein Team des LCSB, der Universität Luxembourg sowie internationaler Mitarbeiter hat einen neuen Ansatz entwickelt, um die Dynamik der Mikrobiome in Kläranlagen mehrere Jahre im Voraus vorhergesagen zu können. Dieses erfolgt über eine mathematische und statistische Modellierung. Das Mikrobiom einer Kläranlage treibt den Klärprozess an. Ihre Dynamik muss so gut wie möglich beherrscht werden, um die Effizienz von Kläranlagen zu maximieren.
Diese Modellierungstechniken könnten genutzt werden, um Probleme (wie das Auftreten "schlechter" Bakterien) zu antizipieren und somit frühzeitige Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ebenfalls könnte ein besseres Verständnis des menschlichen Mikrobioms und anderer biotechnologischer Prozesse erreicht werden.
Die Forscher sammelten anderthalb Jahre lang wöchentlich große Datenmengen in der Kläranlage von Schifflingen und reduzierten sie dann auf nur 17 grundlegende Merkmale, die Rückschlüsse auf die Zusammensetzung, Häufigkeit und Aktivität der mikrobiellen Gemeinschaft zulassen.
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Zelluläre Biomarker zur Früherkennung von Parkinson
Luxembourg Institute of Health (LIH), Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB), Universität Luxemburg
Neurodegenerative Erkrankungen / Parkinson / Biomarker / Immunsystem
Parkinson frühzeitig erkennen: das wäre ein großer Fortschritt im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen. Ein Forscherteam des LIH und des LCSB hat nun einen vielversprechenden Ansatz veröffentlicht: Sie haben herausgefunden, dass das Frühstadium der Krankheit eine höhere Aktivität des peripheren Immunsystems aufweist, insbesondere bei Frauen. Genauer gesagt geht es in dieser Studie um bestimmte T-Lymphozyten namens CD8 TEMRA. Somit wäre es möglich, zelluläre Immunbiomarker zu verwenden, um die Diagnose zu erleichtern.
Die Forscher stellen zum ersten Mal eine klare Verbindung zwischen peripherem Immunsystem und Parkinson-Krankheit her. Ihre Arbeit beschreibt die Dysregulation der peripheren Immunität im Detail. Es zeichnet sich somit eine Kategorie von Patienten ab, für die eine frühzeitige Diagnose und Behandlung in Frage käme. Die Implikationen sind weitreichend, insbesondere bei Patienten mit fehlender genetischer Ursache.
Diese Ergebnisse wurden durch Proben vom National Centre of Excellence in Research (NCER-PD) ermöglicht.
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Was weiß man über die Grenzgänger Luxemburgs?
Faculty of Humanities, Education and Social Sciences (FHSE), Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)
Arbeitsmarkt / Wirtschaft / Gesellschaft
Ein neues Buch beschäftigt sich mit den Grenzgängern Europas und der Großregion. Es ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen der Universität Luxemburg, der Universität Lothringen und dem LISER. Das Werk analysiert die sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen, territorialen und rechtlichen Dimensionen der seit Jahren zunehmenden Mobilität.
Die Themen reichen von Lohnunterschieden, Zugang zum Arbeitsmarkt, Identität, Alltag, Sprache... Die Mobilität der Arbeitskräfte ist ein wichtiges Thema in der Wirtschaftsforschung, da sie eine Quelle für Wachstum und Kaufkraft sein kann, aber dennoch aus sozioökonomischen Ungleichgewichten in den Grenzregionen resultiert.
Wie entwickelt sich die CO2-Reduzierung im Großherzogtum?
STATEC
Energiewende / Wirtschaft / Dekarbonisierung
Luxemburg nähert sich schrittweise der CO2-Neutralität bis 2050, ohne sie jedoch in den aktuellen Projektionen vollständig zu erreichen. Dies geht aus der jüngsten STATEC-Simulation über die bisherigen und künftigen Maßnahmen des Landes zur Senkung seiner Treibhausgasemissionen und seines Gesamtenergieverbrauchs hervor.
Die Art und Weise, wie diese Dekarbonisierung erfolgen soll, ist von Sektor zu Sektor unterschiedlich: Somit würden die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte und die sukzessive Erhöhung der CO2-Steuer den schnellsten Rückgang der Emissionen im Verkehrssektor bewirken. Im Gebäudesektor wären es die Energieeffizienzstandards für Neubauten und der Verzicht auf den Ersatz von alten fossilen Boilern. Und in der Industrie wäre die wichtigste langfristige Stellschraube der Zugang zu grünem Wasserstoff.
Den Projektionen zufolge würde sich die Energiewende aus makroökonomischer Sicht nur begrenzt auf die Wirtschaft auswirken.
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Der Waschbärparasit: Ein potenzielles Problem in Europa?
Musée d’Histoire Naturelle du Luxembourg (MNHN)
Parasitologie / Zoonosen / Gesundheit
Es brauchte 181 Eingeweide, um die gefährliche Verbreitung des Waschbär-Spulwurms festzustellen. Ein Team von Forschern, darunter vier vom MNHN, führte dazu genetische Analysen an einer großen Anzahl von Proben durch, die in Sachsen-Anhalt gesammelt wurden.
Der Waschbär-Spulwurm (Baylisascaris procyonis), ein gastrointestinaler Nematode, kann beim Menschen zum Tod oder zu bleibenden neurologischen Schäden führen. Dieser Parasit wurde irrtümlich mit seinem Wirt, dem nordamerikanischen Waschbären, nach Europa eingeschleppt. Die infizierten Waschbären übertrugen ihn in eine deutsche Waschbärpopulation, die zuvor nicht infiziert war. Die Forscher empfehlen daher eine kontinuierliche Überwachung der Populationen durch die Gesundheitsbehörden und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Infektionsrisiko: Eine schnelle Erkennung und Behandlung kann nämlich schwere Folgeschäden beim Menschen verhindern. Infektionen erfolgen durch die Aufnahme der in der Erde befindlichen Eier (typischerweise also bei Kindern). Die Eier können jahrelang in der Umwelt überleben.
Die Autoren sind der Meinung, dass es aufgrund der hohen Prävalenz, der hohen Waschbärendichte und des Potenzials der Übertragung auf andere Tiere nicht möglich ist, die Ausbreitung des Parasiten zu bekämpfen.
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Quantenchemie meets Pharmakologie
Department of Physics and Materials Science (DPhyMS), Université du Luxembourg
Pharmakologie / Computersimulation / Quantenchemie
Physiker der Universität Luxemburg und Experten von Avantgarde Materials Simulation (AMS) haben mit Hilfe von Computersimulationen die Stabilität der Kristallstrukturen organischer Festkörper voraussagen können. Ihre innovative Methode ist erschwinglich, zuverlässig und reproduzierbar, was zu großen Fortschritten in der Pharmakologie führen könnte. Die Fähigkeit eines Festkörpers, in mehreren Formen zu existieren und dabei die gleiche chemische Zusammensetzung beizubehalten, wird auch als Polymorphismus bezeichnet.
Konkret haben die Forscher die freie Energie von Kristallen unter realen Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen modelliert und vorhergesagt, ohne auf empirische Daten zurückgreifen zu müssen. Die Stabilität einer Kristallform hängt mit ihrer freien Energie zusammen: Je niedriger diese ist, desto größer ist die Stabilität. Mithilfe von Hochleistungsrechnern sagten die Forscher die Daten von sieben Pharmaunternehmen mit erstaunlicher Genauigkeit voraus.
Diese Ergebnisse, die in Nature veröffentlicht wurden, zeigen einmal mehr das große Potenzial der Quantenchemie.
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Unser Haar - Indikator für Schadstoffe
Luxembourg Institute of Health (LIH), Anses, Institut national de l’environnement industriel et des risques
Chemische Verschmutzung / Umwelt / Gesundheit
Rattenhaare sind ein guter Indikator im Hinblick auf Schadstoffe, denen die Tiere ausgesetzt waren. Und im Weiteren gilt das auch für unsere Haare.
In einer vom LIH, Anses und dem Institut National de l'Environnement Industriel et des Risques durchgeführten Studie untersuchten Wissenschaftler die beste Methode zum Nachweis von chemischen Schadstoffen wie Bisphenolen, Phthalaten oder bestimmten Pestiziden. Das Problem bei diesen Stoffen ist, dass sie manchmal zu schnell im Blut eliminiert oder über den Urin ausgeschieden werden, was ihren Nachweis erschwert. Anders sieht es aus, wenn sie sich an das Keratin der Haare anlagern. Die Wissenschaftler fanden eine gute Korrelation zwischen der Dosis der Exposition und der Konzentration der Metaboliten, die in den Haaren der Ratten gemessen wurde.
Diese Arbeit ist wichtig zur besseren Analyse der Auswirkungen von Chemikalien auf unsere Körper. Viele Studien verwenden Blut- und Urinproben, um Korrelationen zu bestimmen, doch dies könnte einige Ergebnisse verfälschen.
Autorin: Diane Bertel
Editorin: Lucie Zeches (FNR)