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Auch in Luxemburg wird weiter am Coronavirus geforscht und neue Studien bringen uns noch mehr bei über dieses Virus und seine Auswirkungen auf unsere körperliche und geistige Gesundheit. Gleichzeitig wurde auch zu anderen Themen weiter geforscht, wie z. B. zur myeloischen Leukämie. Lese in diesem Artikel die wichtigsten Forschungsergebnisse aus Luxemburg des Monats Dezember.
Wie kann man eine durch COVID-19 verursachte Hyperentzündung der Lunge verhindern?
Luxembourg Center for Systems Biomedicine (LCSB)
Zwei unabhängige Studien, eine experimentelle und eine simulationsbasierte, haben ein und dasselbe spezifische Protein namens TLR2 als Schlüsselfaktor bei der Modulation der hyperinflammatorischen Lungenentzündung identifiziert, die bei Patienten mit COVID-19 beobachtet wurde. Zur Erinnerung: Diese Entzündung wird durch eine überschießende Immunreaktion auf das Virus verursacht. Berechnungen eines LCSB-Teams ergaben, dass eine Hemmung der Produktion des TLR2-Proteins die Entzündungsreaktion um 75 % senken kann, ohne die allgemeine Immunantwort zu stören. Andererseits zeigten Experimente des St. Jude Children's Research Hospital in den USA, dass die Behandlung von Laborratten mit Inhibitoren desselben Proteins sie vor Hyperentzündung und Tod durch COVID-19 schützt.
Ein Schema, um die Interaktions-Mechanismen des SARS-CoV-2-Virus mit menschlichen Zellen zu verstehen
Luxembourg Center for Systems Biomedicine (LCSB)
Das LCSB koordiniert ein von Hunderten von Forschern durchgeführtes Projekt, dessen Ziel es ist, eine Karte zu erstellen, die die Mechanismen der Interaktion des SARS-CoV-2-Virus mit seinem Wirt nach der Infektion beschreibt. Diese Karte wurde so konzipiert, dass sie für Forscher auf der ganzen Welt verständlich ist, die so einen leichten Zugang zum aktuellen Wissensstand erhalten können. Langfristiges Ziel ist es, zu verstehen, warum manche Menschen anfälliger für eine Infektion mit diesem Virus sind, warum es Unterschiede im Krankheitsverlauf gibt und wie vorhersagen kann, auf welche Behandlungen Patienten eventuell ansprechen.
Die Auswirkungen der Pandemie auf junge Menschen in Luxemburg
Universität Luxemburg
Eine von Forschern der Universität durchgeführte Umfrage kommt zu dem Schluss, dass die Mehrheit der jungen Menschen in Luxemburg sich weiterhin gut an die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen anpassen kann. Im Vergleich zu 2020 hat die Akzeptanz dieser Maßnahmen jedoch etwas abgenommen. In der Tat wurde die Einhaltung der Maßnahmen als etwas schwieriger beschrieben, was auf eine gewisse "Pandemie-Müdigkeit" hindeuten könnte. Die Jugendlichen berichteten auch, dass sie sich weniger Sorgen um COVID-19 machten als im Vorjahr. Darüber hinaus zeigt der Bericht, dass die sozioökonomische Situation einen großen Einfluss auf die Fähigkeit der Jugendlichen hat, mit dieser Krise umzugehen, und die Ungleichheiten haben sich 2021 sogar noch vergrössert. Weitere Einzelheiten in den Berichten für 2020 und 2021.
Die Gesundheitskrise und die Ungleichheiten zwischen Geschlechtern
Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)
Das Ministerium für die Gleichstellung von Frauen und Männern (MEGA) und das LISER haben ein Projekt ins Leben gerufen, das die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Geschlechterungleichheiten in Luxemburg untersucht. In diesem Rahmen werden eine Reihe von Artikeln veröffentlicht, um die neuesten Ergebnisse hervorzuheben. Der jüngste befasst sich mit der Kinderbetreuung und dem „Home Schooling“, der „unverhältnismäßig stark auf den Schultern der Mütter lastete“, so der Artikel. Diese Ungleichheiten seien in erster Linie auf die traditionellen sozialen Normen zurückzuführen, welche Frauen die Hauptverantwortung für die „Home Schooling“ zuschreiben. Die Experten schlugen auch Lösungen für dieses Problem vor, wie z.B. die Einführung einer gleichberechtigteren öffentlichen Politik nach dem Vorbild des Vaterschaftsurlaubs, der es Vätern ermöglicht, sich mehr um ihre Kinder zu kümmern.
Stabiler Wohlfühlindex in Luxemburg trotz Gesundheitskrise
STATEC
Der STATEC-Indikator LIW (Luxembourg Index of Well-being), der das Wohlbefinden der in Luxemburg ansässigen Personen zusammenfasst, ist seit 2018 stabil geblieben. Die Gesundheitskrise hat diesen Index insbesondere dank der Stabilität der Indikatoren für Ungleichheit und Armut nicht verschlechtert. Seit Januar 2021 erhebt das STATEC vierteljährlich auch Daten zum subjektiven Wohlbefinden der Menschen, die einen Rückgang der Gefühle von Einsamkeit und Angst zwischen Jahresbeginn und Sommer 2021 aufzeigen. Auf internationaler Ebene nimmt Luxemburg bei den Indikatoren für das Wohlbefinden einen Mittelplatz zwischen den nordeuropäischen Ländern und den angrenzenden Ländern ein.
Supercomputer sagen individuelles Glück voraus
Universität Luxemburg
Berechnungen mit Supercomputern der Universität Luxemburg ergaben, dass der Familienstand und die körperliche und geistige Gesundheit weiterhin die wichtigsten Indikatoren für die individuelle Zufriedenheit sind, wie auch in früheren Studien berichtet wurde. Die Berechnungen mit diesen Supercomputern unterschieden sich jedoch von früheren Studien darin, dass das Geschlecht keinen Einfluss auf das Glück hat, d. h. Frauen sind nicht zufriedener als Männer, wie zuvor berichtet wurde. Die Forscher der Universität verarbeiteten bereits vorhandene Daten, aber die hohe Rechenleistung dieser Computer führte zu einer Verbesserung der Vorhersagegenauigkeit, die in einigen Fällen bis zu 30 % betrug. Eine direkte Anwendung dieser Studien wird eine bessere Vorhersage von Personen mit einem Depressionsrisiko sein.
Arzneimittelresistenzen bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie vermeiden
Luxembourg Institute of Health (LIH)
Die akute myeloische Leukämie ist eine Krebserkrankung, die durch das abnormale Wachstum von Knochenmarkszellen (myeloische Zellen) verursacht wird, wodurch die Produktion normaler Blutzellen gestört wird. Selbst nach einer scheinbar erfolgreichen Behandlung mit Chemotherapie erleiden Patienten mit dieser Krankheit häufig einen Rückfall, da Zellen mit einem sehr aktiven Energiestoffwechsel überleben. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass die Kombination einer chemotherapeutischen Behandlung mit Medikamenten, die den Stoffwechsel von Zielzellen verlangsamen, einen Rückfall nach der Behandlung deutlich verzögern kann. Dies sind die Ergebnisse einer internationalen Studie, an der Forscher des LIH beteiligt waren.
Eine neue Methode zur Erforschung unseres Mikrobioms
Luxembourg Center for Systems Biomedicine (LCSB)
Ein Forscherteam hat eine neue Methode zur Analyse von Molekülen entwickelt, die von unserem Darmmikrobiom (die Gesamtheit der Mikroorganismen, die unsere Darmwand bewohnen) abgesondert werden. Diese Moleküle spielen insbesondere bei der Funktion des Stoffwechsels und des Immunsystems beim Menschen eine wichtige Rolle. Aber die komplexe Mischung der abgesonderten Moleküle macht ihre Analyse schwierig und eine große Mehrheit dieser Moleküle bleibt unerforscht. Diese neue Methode basiert auf drei Schritten: Extraktion der Moleküle aus Stuhlproben, Trennung dieser Moleküle in verschiedene Gruppen und schließlich ihre Analyse mithilfe von sogenannten Multiomik-Techniken. Dieser Fortschritt wird es in Zukunft zum Beispiel ermöglichen, besser zu verstehen, wie von Mikroorganismen produzierte Moleküle die Entzündungswege bei chronischen Krankheiten modulieren können.
Infobox
Dies ist ein neuer Ansatz in der Analyse von biologischen Systemen, bei dem Daten aus verschiedenen "Omik-Gruppen" kombiniert werden. Diese Omik-Gruppen bestehen aus: Genomik (Untersuchung des gesamten Genoms), Proteomik (Untersuchung von Proteinen), Transkriptomik (Untersuchung von messenger RNA) und Metabolomik (Untersuchung von Stoffwechselprodukten).
Künstliche Intelligenz im Dienste des Datenschutzes
Interdisciplinary Center for Security, Reliability and Trust (SnT)
Forscher des SnT haben in Zusammenarbeit mit einer Anwaltskanzlei ein auf künstlicher Intelligenz basierendes Tool entwickelt, das es ermöglicht zu überprüfen, ob die Datenschutzpolitik von Unternehmen die europäischen Vorschriften einhält, die im Rahmen der GDPR (General Data Protection Regulation) festgelegt wurden. Diese Erfindung basiert auf Techniken der Verarbeitung natürlicher Sprache (von Menschen verwendete Sprache) und des "Machine Learning". Das entwickelte Tool analysiert zunächst den Inhalt einer Datenschutzrichtlinie, kategorisiert den Inhalt in verschiedene Arten von Informationen, prüft den Inhalt anhand von 23 Kriterien der DSGVO und erstellt abschließend einen Bericht, in dem die erfüllten und nicht erfüllten Kriterien sowie die zu korrigierenden Abschnitte beschrieben werden. Bisher werden die Ergebnisse mit einer Genauigkeit von 92,9% angegeben, aber das sind nur die ersten Ergebnisse dieses ehrgeizigen Projekts.
Esch 2022: Wissenschaftlichen Daten in Musik umwandeln
Fonds National de la Recherche (FNR), Luxembourg Institute of Science and Technology ( LIST)ist, Universität Luxemburg, Rockhal
Forscher haben sich mit Künstlern zusammengetan, um aus wissenschaftlichen Daten aus Luxemburg ein Musikstück zu produzieren. Grundsätzlich wird die Sonifizierung von Daten (Umwandlung von Daten in Töne) zu Darstellungszwecken genauso wie Graphen und Kurven verwendet. Mit dem Unterschied, dass letztere visuell sind, während bei der Sonifizierung die Darstellung akustisch ist. Die Daten, die für das Projekt verwendet werden, werden von der Universität Luxemburg und dem LIST zur Verfügung gestellt, z. B. Verkehrsdaten oder historische Daten in Bezug auf den Standort Belval. Im Laufe des Jahres werden mehrere Veranstaltungen stattfinden, bei denen unter anderem Spezialisten für Datenvertonung, der Belgier Valery Vermeulen und der Musiker und Genforscher Max Cooper, anwesend sein werden.
Ökonomie der Zwangsumsiedlungen von Flüchtlingen und Konflikten
Universität Luxemburg
Eine Doktorandin der Universität untersuchte die treibenden Kräfte hinter der syrischen Flüchtlingsbewegung in der Türkei im Jahr 2017 anhand von Telefonanrufdaten. Denn nach einem bilateralen Abkommen wurden die EU-Grenzen für Flüchtlinge geschlossen und die Türkei wurde zum Land mit den meisten Flüchtlingen weltweit. Die wichtigsten Ergebnisse zeigen, dass Flüchtlinge tendenziell aus Gebieten mit niedriger Produktivität in Gebiete mit höherer Produktivität ziehen und so zu einer effizienteren Verteilung der Arbeitskräfte beitragen. Beim Vergleich dieser Ergebnisse mit denen von Personen mit einem Nicht-Flüchtlingsstatus zeigt die Studie, dass Flüchtlinge weniger empfindlich auf Einkommensschwankungen an ihren Zielorten reagieren (wahrscheinlich aufgrund fehlender Informationen) und empfindlicher auf Entfernungen reagieren als Nicht-Flüchtlinge. Die Forscherin erhielt einen Preis der Universität Luxemburg für ihre hervorragende Arbeit.
Ein Buch zeichnet die Geschichte der Justiz in Luxemburg nach
Luxembourg Center for Contemporary and Digital History (C2DH)
Ein neues Buch über die Geschichte der Justiz in Luxemburg, von 1975 bis heute, wurde vom C2DH der Universität Luxemburg vorgestellt. Das mit Fotografien und Archivmaterial illustrierte Buch richtet sich sowohl an Fachleute als auch an die breite Öffentlichkeit. Es beschreibt die Entwicklung der Justizorganisation in Luxemburg von der Einführung zeitgenössischer Gerichtsbarkeiten während der französischen Periode bis zur Verfassungsreform in den 2000er Jahren.
Autorin: Lilia Hassouna
Redaktion: Michèle Weber (FNR)
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