Heute wurde auf einer Pressekonferenz ein neues Förderprogramm vom Fonds National de la Recherche (FNR) vorgestellt, das den Aufbau eines nationalen klinischen Forschungszentrums ermöglicht. Ziel des 8-jährigen Programms ist es, neue Methoden zur früheren Erkennung von Parkinson und der besseren Einteilung der Patienten in Untergruppen zu erforschen. Ein Fokus des Programms ist eine nationale klinische Parkinson-Langzeitstudie, die schon im Laufe des Jahres 2015 starten soll. An dem Programm sind alle nationalen biomedizinischen Forschungsakteure aktiv beteiligt. Das geschätzte Gesamtbudget für das 8-Jahresprogramm beläuft sich auf 20 Millionen Euro.
Was bedeutet die Initiative konkret für Patienten?
Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung des Gehirns und wird in den nächsten Jahren aufgrund des Alterns der Bevölkerung wahrscheinlich eine steigende Anzahl Menschen betreffen. Ein groβes Problem bei Parkinson ist, dass die Krankheit bei Patienten meistens erst diagnostiziert wird, wenn sie schon relativ fortgeschritten ist. Gäbe es Methoden zur Früherkennung, könnten Ärzte Betroffene mit Nervenzell-schützenden Therapien behandeln und somit die Lebensqualität der Patienten verbessern. Warum Menschen krank werden, und ob die Krankheit schleichend oder schnell verlaufen wird, ist zudem kaum vorauszusagen.
Um all dies besser zu verstehen, ist ein Schwerpunkt des Parkinson-Forschungszentrums des FNR eine nationale klinische Langzeitstudie durchzuführen, an der Parkinson-Patienten aus Luxemburg sowie aus Nachbarländern und gesunde Kontrollpersonen teilnehmen können. Hierbei geht es hauptsächlich darum, die Ergebnisse klinischer Tests und bestimmte Laborwerte (wie z.B. Stoffwechselprodukte oder genetische Informationen) von Patienten und Gesunden zu vergleichen. Daraus können dann eventuell neue Methoden zur Diagnose und Risikoeinschätzung abgeleitet werden.
Dr. Nico Diederich, Neurologe am CHL und Forscher am LCSB meint dazu: „Das Programm dient auch den Patienten. Durch detailliertere Analysen können wir mehr über ihre Krankheit erfahren. Außerdem bietet es den Menschen die Möglichkeit, sich aktiv an der Forschung zu beteiligen und dadurch zukünftigen Patienten vielleicht helfen zu können. Das ist etwas, worauf man stolz sein kann.“
Ein weiteres Projekt, das auf einer Zusammenarbeit mit den National Institutes of Health in den USA aufbaut, sieht den Aufbau einer zentralen Computerplattform zur Analyse genetischer Daten aus internationalen Parkinsonstudien vor.
Internationale Anerkennung des Forschungsstandorts Luxemburg
Für Prof. Rudi Balling, Direktor des LCSB und Leiter des Parkinson-NCER Konsortiums bedeutet das Programm auch eine internationale Anerkennung der hiesigen Forschungsgemeinschaft. Vor allem die enge Zusammenarbeit von Ärzten, Biologen und Computerspezialisten wurde von einem Gremium internationaler Experten im Rahmen einer Begutachtung als einzigartig herausgestellt.
Ein detaillierter Antrag des Konsortiums wurde beim FNR eingereicht und anschließend in zwei Stufen von den ausländischen Wissenschaftlern bewertet. Im Februar 2015 genehmigte der FNR die Finanzierung: Acht Millionen Euro sind für eine erste Phase von 4 Jahren vorgesehen; das geschätzte Gesamtbudget für das 8-Jahresprogramm beläuft sich auf 20 Millionen Euro.
Krankenhaus und Forschungseinrichtungen arbeiten zusammen
Angesichts der Investitionen und Entwicklungen im Bereich der personalisierten Medizin hat der FNR die Früherkennung der Parkinson-Krankheit mithilfe systembiologischer Methoden als attraktives Thema für ein erstes nationales Exzellenzzentrum identifiziert. Dabei sollen lokale Ärzte, Forscher und Verwaltungspersonal sowohl eng untereinander als auch mit internationalen Partnern arbeiten.
Mit beteiligt sind in erster Linie die Universität Luxemburg mit dem Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB), das Institut IBBL (Integrated BioBank of Luxembourg), das Luxembourg Institute of Health (LIH) und der Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL). Ihr gemeinsames Ziel ist es, Forschung fortführend in das nationale Gesundheitssystem zu integrieren und Luxemburg über seine Grenzen hinaus als Exzellenzzentrum in der Parkinson-Forschung zu etablieren.
Internationale Partner des Programms sind das Oxford Parkinson’s Disease Centre, das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen, die Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel und die National Institutes of Health in den USA.
Infobox
Das Parkinson-Forschungszentrum ist das erste „National Centre of Excellence in Research“ (NCER) des FNR. Dr. Marc Schiltz, Generalsekretär des FNR erklärt die Motivation hinter der neuen Förderinitiative: „Wir wollen qualitativ hochwertige Forschung mit Impakt und die Zusammenarbeit nationaler Akteure unterstützen. Durch die Schaffung eines gemeinsamen Forschungsprogramms in einem für Luxemburg strategisch wichtigem Bereich werden bestehende Kompetenzen vereint, um effizient an einem bedeutsamen sozio-ökonomischen Problem zu arbeiten.“